: Drei Pfund Abfindung nach Insolvenz
ROVER Die ehemaligen Arbeiter des Birminghamer Werks erhalten drei Pfund Abfindung pro Kopf
DUBLIN taz | Sieben Jahre lang haben die Arbeiter nach der Schließung des Rover-Werks im englischen Birmingham für eine Abfindung gekämpft. Jetzt bekommt jeder von ihnen gut drei Pfund – nicht einmal vier Euro. Gerade genug für ein Bier in einer Gaststätte.
Ein Konsortium aus vier Rover-Managern unter Leitung des ehemaligen Rover-Chefs John Towers hatte das Unternehmen vor zwölf Jahren von BMW übernommen. Die neuen Eigentümer nannten ihre Firma Phoenix, weil sie aus der Asche auferstehen sollte. Die „Phoenix Four“ wurden von den Arbeitern als Retter gefeiert, sie hatten die Unterstützung der Regierung und der Gewerkschaften. Towers wurde mit Sprechchören und Transparenten begrüßt, als er nach der Übernahme in einem Rover 75 vorfuhr. Doch im April 2005 war endgültig Schluss. 6.500 Arbeitsplätze im Werk Longbridge bei Birmingham und 12.000 weitere Jobs bei den Zulieferern gingen durch die Insolvenz verloren.
Das Wohlwollen für Towers schlug in Wut um, als herauskam, dass er und seine Miteigentümer Nick Stephenson, John Edwards und Peter Beale sowie Geschäftsführer Kevin Howe sich während ihrer fünfjährigen Amtszeit Gehälter von insgesamt 42 Millionen Pfund gezahlt hatten. Towers sagte damals, es werde genug Geld für die Arbeiter übrig bleiben, denn die Vermögenswerte von Rover beliefen sich auf rund 50 Millionen Pfund. Natürlich müssten davon erst mal die Gläubiger bezahlt werden, aber er sei zuversichtlich, dass mehrere Millionen übrig bleiben würden, schränkte Towers ein. Am Ende waren es 22.000 Pfund, die nun unter den 6.500 ehemaligen Rover-Arbeitern aufgeteilt werden.
Die letzten Hoffnungen auf Geld aus der Konkursmasse wurden in dieser Woche enttäuscht, als ein Londoner Gericht urteilte, dass die Konkursverwalter PricewaterhouseCoopers nicht verpflichtet seien, Informationen über die Beträge zu veröffentlichen, die sie der Gläubigerbank HBOS gezahlt haben. Weitere 23 Millionen Pfund, die der Tochtergesellschaft MG Rover Capital gehörten, sind derzeit von der Rentenaufsichtsbehörde eingefroren. Die Behörde muss bis Ende des Jahres entscheiden, ob sie das Geld freigibt. Sollte das geschehen, würde die Summe zwischen den Aktionären aufgeteilt: 51 Prozent gingen an HBOS, 49 Prozent an die „Phoenix Four“. Ob die vier in diesem Fall ihre 11 Millionen Pfund in den Fonds für die Arbeiter einzahlen, erscheint unwahrscheinlich. Auf Nachfrage des Guardian verweigerte ein Sprecher die Antwort.
Die vier Exeigentümer dürfen 19 Jahre lang keinen Direktorenposten in einem Unternehmen bekleiden. Exgeschäftsführer Howe hingegen arbeitet längst wieder als Direktor einer Firma in den USA. RALF SOTSCHECK