KABINENPREDIGT VON TORSTEN HASELBAUER : Alle gegen eins
Derzeit sind sich die Berliner Politiker so einig wie fast nie. Und das ausgerechnet mitten im Bundestagswahlkampf. Was die Politiker da ausnahmsweise mal auf einen gemeinsamen Nenner bringt, ist der Sport. Oder besser ein Kampfabend, der Sport sein will. „Xtreme fighting“ nennt sich das, wenn sich zwei Frauen oder zwei Männer gegenseitig so lange verprügeln, bis der Gegner blutet und k. o. geht oder von selber den Kampf beendet.
Das geht ganz stilecht in einem achteckigen Käfig über die Bühne. Erlaubt ist fast alles. Also schlagen, würgen, treten. Nur beißen ist verboten und in die Augen stechen wohl auch. Am 12. Dezember also soll dieser Käfig mitten in der Max-Schmeling-Halle platziert und sollen in ihm zehn Kämpfe ausgetragen werden. Nach Angaben des Ausrichters dieses seltsamen Abends – eines amerikanischen Unterhaltungs-Unternehmens – ist die Schmeling-Halle der perfekte Ort. Weil sie eben nach dem einstigen Boxweltmeister benannt ist. Und Platz für rund 7.500 Zuschauer bietet, will man noch ergänzen. Zu dem vorweihnachtlichen Hauen bis aufs Blut wird übrigens ein ausverkauftes Haus erwartet. Die Deutschland-Premiere in Köln lockte mehr als 11.000 Menschen an.
Doch jetzt haben in Berlin die Abwehrkämpfe begonnen, auf allen Ebenen. Die Ausweitung der Kampfzone mit ihrer brutal zugespitzten Dramaturgie mitten in der Hauptstadt wollen Berliner Politiker der FDP (Sebastian Czaja), der Grünen (Benedikt Lux), der SPD (Markus Pauzenberger) und der CDU (Monika Grütters) gleichermaßen verhindern. Auch die Linke (Gabriele Hiller) ist dagegen. Die Argumente, die die Politiker vorbringen, sind gut recherchiert und allesamt richtig: Jugendverrohung, keine Werte, kein Sport, keine öffentliche Mittel für so etwas – und es ließen sich noch einige mehr finden. Ein guter Wahlkampf!
Wirklich verbieten kann diesen Amüsiermüll aber wohl nur der Innen- und Sportsenator Ehrhart Körting von der SPD. Dazu hat ihn jetzt sein Vorgänger und derzeitiger Präsident des Landessportbundes Berlin, Klaus Böger, aufgefordert.