: Torte ins Gesicht
Mecklenburg-Vorpommerns Hochschulrektoren lassen Kultusminister Hans-Robert Metelmann eiskalt abblitzen
Auffällig ist, dass Hans-Robert Metelmann eher in handwerklichen Bildern über seine Uni-Reform spricht. Der Kultusminister Mecklenburg-Vorpommerns redet nicht davon, dass er Wucherungen wegschneiden, Zähne ziehen oder die Uni-Landschaft liften müsse. Stattdessen sagt der hoch angesehene Krebsforscher, habilitierte Zahnmediziner und Facharzt für plastische Chirurgie lieber, auch ein Konditor hätte schließlich „darauf zu achten, was im Schaufenster steht“. Und „nicht bloß auf die einzelne Torte“.
Das klingt erst einmal konstruktiv. Das Problem ist: An jedem der sechs Törtchen – vulgo Hochschulen – des Flächenstaates werkelt je ein Rektor. Bislang waren alle Versuche, deren Rezepte auf einen Nenner zu bringen, gescheitert. Vergangene Woche gelang erstmals ein Unisono – in der Ablehnung von Metelmanns Kompetenzfeldpapier. Statt, wie vorgesehen, über das Konzept zu debattieren, brachen die Magnifizenzen den Dialog brüsk ab.
Ein Affront, der so nicht vorhersehbar war. Den bereits im April hatte Metelmann den Plan vorgestellt – in Absprache mit den Hochschul-Chefs. Ausgangspunkt: der prognostizierte Bevölkerungsrückgang, Sparvorgaben des Finanzministeriums und eine miserable Absolventen-Quote – wer im Nordosten anfängt zu studieren, hört in 55 Prozent der Fälle andernorts auf. Alle drei Probleme glaubt der Minister durch Schwerpunktsetzungen lindern zu können. „Wenn wir an jeder Hochschule das gesamte Fächerspektrum anbieten“, so seine Sprecherin, „kommt die Spezialisierung zu kurz.“ Einzige Lösung: Die Profile der Standorte schärfen.
Über dem Grabenkampf um Details dieser Reform werden auch deren Basisdaten bezweifelt. So hält Wirtschafts-Prof Jost Kramer von der Hochschule Wismar die prognostizierte Studierenden-Zahl für „schlichtweg falsch“. In einer Plausibilitätsprüfung kommt er zu dem Ergebnis, dass Schwerin die finanziellen Folgen des durch weitere Kürzungen zu erwartenden „Studierenden-Exports“ nicht berücksichtigt habe. „Mit jedem Studierenden weniger fehlen 2.200 Euro aus dem Länderfinanzausgleich“, so Kramer.
Politisch läuft die Diskussion jedoch anders – und auf diesem Parkett könnte sich der Tortenwurf der Rektoren als kontraproduktiv erweisen. Zwar freut sich die Opposition über Metelmanns „Autoritätsverlust“. Aber offenbar weniger aus Sympathie mit der Forderung der Rektoren, sondern weil Metelmann ihr zu lasch erscheint, legte die hochschulpolitische Sprecherin der Unionsfraktion Ilka Lochner-Borst ihm den Rücktritt nahe. Es sei denn, so ihr Ultimatum, „er drückt die Vorgaben der Finanzministerin durch.“ bes