piwik no script img

Wenn die Empörung sich verselbstständigt

Hält der jetzt für die?!“ Empörung, ja Ekel klingt mit in der Stimme des Mannes neben mir an der Fußgängerampel. Gleich beim Kieler Hauptbahnhof, vis-à-vis des Einkaufszentrums mit seinen schmuddeligen Ecken, sind „die“ kein seltener Anblick: zwei unterschiedlich verhärmte, unterschiedlich nervös wirkende, nicht mehr ganz junge Männer, jeder eine großen Getränkedose in der Hand.

Sie gehen, nein, stolpern eher über die Straße, obwohl die Ampel gerade Rot zeigt für uns Fußgänger:innen. Ein Auto hat angehalten, was die empörte Frage des wartenden Mannes motiviert hat. Wenn es denn überhaupt eine Frage war; an wen sie sich richtet, bleibt unklar, Antwort bekommt er keine. Sind die Leute neben ihm gar nicht mit ihm da? Oder sie sind – und er ist ihnen gerade schrecklich peinlich?

Denn unklar ist auch, was sie ihm eigentlich wegnehmen, die beiden abgerissenen Vögel. Wenn überhaupt irgendwem irgendwas, dann doch dem Auto die Vorfahrt. Oder gab es gar nichts wegzunehmen? Sah der Fahrer längst Rot? Jetzt springt die Ampel um, wir alle dürfen über die Straße gehen. Oder stolpern.

Kiels Hauptbahnhof

steht im Stadtteil Südfriedhof (15.129 Ein­woh­ner:innen), die Straße Sophienblatt, an der das Einkaufs­zen­trum liegt, bildet die Grenze zum Stadtteil Vorstadt (1.153 Ein­woh­ner:innen). Beide wiederum zählen zum Ortsteil Kiel-Mitte.

Alexander Diehl

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen