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Archiv-Artikel

Mangelnde soziale Gesinnung

betr.: „Grüne trösten sich mit Mitgliederboom“, taz vom 8. 6. 05

Auch ich, eine hungrige Praktikantin, habe mich nach der Wahlniederlage in NRW damit auseinander gesetzt, den Grünen beizutreten. Sicher aus einer Jetzt-erst-recht-Trotzreaktion. NRW ohne eine engagierte Bärbel Höhn, dafür mit Kinder-statt-Inder Rüttgers und Studiengebühren, ist für mich als Westfälin keine schöne Vorstellung.

Der Mitgliedsantrag liegt aber immer noch unausgefüllt auf meinem Schreibtisch. Gleich zwischen den zig Bewerbungen, Promotionsstipendiumsanträgen und – ach ja, da war doch was – dem Info-Blatt über ALG II. Vermutlich aus einem diffusen Gefühl über die sozialpolitische Gesinnung einiger etablierter Grüner mit dickem Gehaltsscheck (und vermutlich eilfertigen und kostengünstigen Praktikanten), die Gregor Gysi trefflich auf den Punkt gebracht hat: „Sie haben die Haltung von ehemaligen Hausbesetzern, die jetzt Hausbesitzer sind.“ Und sind damit von meiner derzeitigen Lebenssituation – und der vieler anderer im Prinzip arbeitsloser Akademiker – einfach meilenweit entfernt. KIRSTEN LATTRICH, Frankfurt