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Archiv-Artikel

Schneefreies Russland

Ein internationaler Nachrichtenkanal soll von Moskau aus das Image Russlands in der Welt aufpolieren

„Wenn Moskau es vermeiden wolle, immer nur als Bär präsentiert zu werden“, müsse es die Verbreitung eines positiven Russland-Bildes fördern. So beschwerte sich schon im Jahre 2001 der damalige russische Informationsminister Michail Lesin über die negative Berichterstattung im Westen über Russland. Jetzt setzt der Bär zum Sprung an: Ende des Jahres soll mit „Russia Today“ in Russland ein neuer TV-Kanal starten. „Russia Today“ wird täglich 24 Stunden lang in englischer Sprache senden und – außer in Russland selbst – auch in den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken, Europa, den USA und einigen asiatischen Ländern zu empfangen sein. 30 Prozent des Programms soll Ereignissen in Russland gewidmet sein, 70 Prozent werden Nachrichten über das Ausland einnehmen.

Die beiden wichtigsten Ziele des Kanals sind, mehr Informationen über Russland im Ausland zu verbreiten sowie den „russischen Blick“ auf die Welt darzustellen. „Leider assoziiert die Mehrheit der Menschen im Westen mit dem Wort Russland nur drei Dinge: ‚Kommunismus‘, ‚Schnee‘ und ‚Armut‘. Wir möchten ein vielfältiges Bild des Lebens unseres Landes zeigen“, sagte die Hauptdirektorin der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, Swetlana Mironjuk, anlässlich der Vorstellung des Kanals.

Gründerin des neuen Nachrichtenkanals ist die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Koordiniert wird das Projekt von zwei engen Mitarbeitern des russischen Präsidenten Wladimir Putin: seinem Berater Michail Lessin und seinem Pressesprecher Alexej Gromow. Das Gesamtbudget des Kanals beläuft sich auf 30 Millionen Dollars jährlich und kommt – quasi als Anschubfinanzierung – zunächst erst einmal aus der Staatskasse. Mittelfristig ist jedoch geplant, einen Teil der Kosten durch Spenden und Werbeeinnahmen zu decken.

500 vorwiegend junge Nachwuchskräfte werden für „Russia Today“ arbeiten, davon 300 Journalisten. Die Leitung soll die bekannte 26-jährige Journalistin Margarita Simonian übernehmen, die bislang beim zweiten Kanal des russischen Staatsfernsehens tätig ist. Doch der Einsatz von jungen und „unbelasteten“ Leuten interessiert manchen wesentlich weniger als die Kreml-Nähe des neuen Senders. „‚Russia Today‘ wird sehr schnell zu einem Propagandainstrument des Kreml werden und ist daher zum Scheitern verurteilt“, sagt Igor Jakowenko, Generalsekretär des russischen Journalistenverbandes. Das Problem sei, dass das Programm nicht nur im Ausland, sondern auch in Russland ausgestrahlt werden solle, so Jakowenko: „Das Vorhandensein eines Staatsmonopols auf dem Medienmarkt macht jeden Versuch, Russlands äußeres Image zu verbessern, problematisch.“

XENIJA MAXIMOWA