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das portraitNicht nur Musik macht Dirigent Omer Meir Wellber

Ab 2025 Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und Chef des Philharmonischen Staatsorchesters: Omer Meir Wellber Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Akkordeon spielen ist etwas sehr Ernsthaftes. Und es schafft Gemeinschaft, das hat Omer Meir Wellber schon als Kind in seiner israelischen Heimat empfunden. Man saß zusammen, musizierte und sang – kein Wunder, dass Wellber, ab August 2025 Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und Chef des Philharmonischen Staatsorchesters, mit fünf Jahren selbst Akkordeon lernte. Klavier, Geige, Komposition, Dirigat kamen später dazu. Im Laufe der Jahre hat er sich an die großen Orchester und Opernhäuser der Welt herangearbeitet, hat an der Bayerischen Staatsoper, Venedigs La Fenice und New Yorks Met dirigiert.

Derzeit ist er Chef der Volksoper Wien, Musikdirektor des Teatro Massimo in Palermo und künstlerischer Leiter des Toscanini Festivals. Und bis 2022 leitete er das BBC Philharmonic Orchestra und war Erster Gastdirigent der Semperoper in Dresden. Er ist ein würdiger Nachfolger für den seit zehn Jahren in Hamburg amtierenden Kent Nagano, dessen Vertrag nicht verlängert wurde.

Dabei gehört Wellber, 41, nicht nur einer anderen Generation an; sein künstlerisches Portfolio ist auch besonders breit. In Komposition und Improvisation verbindet er Alte und Neue Musik, Folklore und Klassik, schätzt Elektronische Musik und Mozart. Präsentiert hat er all diese Facetten zum Beispiel 2022 als Porträtkünstler des Schleswig-Holstein Musik Festivals: Auf neue Verknüpfungen, auf Osmose kommt es ihm an, und die Ergebnisse überraschen ihn selbst: In einer Klavierimprovisation spielt er den argentinischen Tangokomponisten Astor Piazzolla nach den strengen Regeln des Barockkomponisten Vivaldi. Zugleich färbt der Piazzolla-Sound den Vivaldi ein, sodass Piazzolla plötzlich lutherisch-deutsch klingt und Vivaldi argentinisch: Etwas Neues, ein Dazwischen ist geboren. Wellber freut sich, wenn er das erzählt – so bunt und unerforscht die Wellt!

Dass sich die jüdische Geschichte für ihn eng mit der deutschen verzahnt, offenbart auch sein Roman „Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner“ über einen Shoah-Überlebenden, der als beziehungsunfähiger Schelm bei seiner Rückkehr nach Israel erfährt, dass er einer illegalen Verbindung entstammt.

„Man kann auf einem Zirkus von Traumata keinen Staat errichten“, steht in dem Buch, und Wellber sorgt sich sehr um den Zustand seines Landes. „Wenn man bisher immer gesagt hat, Israel sei die einzige Demokratie in der Region, dann kann es sehr gut sein, dass dies über kurz oder lang nicht mehr stimmt“, erklärte er in einem Interview.

Aber Resignieren ist seine Sache nicht: Seit 2009 leitet er das Raanana Symphonette Orchestra, das Einwanderern nach Israel die Integration erleichtern soll. Auch ist er Botschafter der israelischen Organisation Save a Child’s Heart, die für die Behandlung herzkranker Kinder aus Entwicklungsländern eintritt. Man spürt: Dieser Musiker ist trotz seiner Prominenz geerdet. Er hat verstanden, dass er Multiplikator, Kommunikator, Vorbild sein kann.

Wobei das mit der Kommunikation für Wellber ein Mysterium bleibt: „Wenn ich als Dirigent in der Probe eine Orchesterstelle korrigiere, korrigieren sich andere Stellen gleich mit“, sagt er. „Wie kommt es, dass sie verstehen, was ich will? “ Petra Schellen

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