piwik no script img

Wenn dich ein halber Unterkiefer anlächelt

Friedhöfe sind die angenehmsten Orte zum Spazierengehen. Meist ist da nicht viel los, es ist schön grün und auf den Grabsteinen ist genug zu lesen. Da lässt sich anhand der Namen, Lebensdaten und Grabsprüche immer beruhigend über die Lebenswege anderer Leute nachdenken. Und dass am Rand des zentralen Platzes auf dem Hamburger Diebsteich-Friedhofs seit Kurzem ein hoher, fünf Meter langer Erdhaufen aufgeschüttet ist, sollte kein Grund zur Aufregung sein. Ein wenig Veränderung ist ja auf einem Friedhof immer im Gang. Aber ist das da wirklich ein mitteldicker Ast, der am vorderen Ende nach oben aus der hellen Erde hinausragt? Ich ahne schon was, die Neugier ist zu groß – und schwups habe ich einem Oberschenkelknochen in der Hand.

Das ist der denkbar unangenehmste Moment, einen Hund bei sich zu haben: Natürlich springt Titus sofort nach dem Knochen. Ich ziehe ihn schnell zurück – und bekomme wie zur Beruhigung ein, nun ja, teilweises Lächeln geschenkt: Ein halber Unterkiefer liegt am Fuß des Erdhaufens, nur an einer Stelle hat die noch fast strahlend weiße Zahnreihe eine Lücke. André Zuschlag

Hamburg-Bahrenfeld

29.000 Ein­woh­ner:innen.

Auf dem hier gelegenen Friedhof Diebsteich ist es seit einigen Monaten laut: Nebenan wird die S-Bahn-Haltestelle zum Fernbahnhof für den Hamburger Westen ausgebaut.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen