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berliner szenenDas Bier nach dem Frauenlauf

Nach dem Frauenlauf holt sie uns mit drei Flaschen Bier, einer Tüte Chips und selbst gepflückten gelben Blümchen ab. Ich erkenne sie von weither, wie sie da sitzt mit ihrer Baskenmütze und ihren Sommer-Doc-Martens, elegant und frisch. Meine Nachbarin und ich sehen dagegen so aus, wie man nach zehn Kilometern Laufen aussieht: verschwitzt und rot im Gesicht, erschöpft und noch voller Adrenalin.

Als wir sie treffen, trinken wir schon Bier aus Plastikbechern, denn der Gedanke daran motivierte uns, den Endspurt zu schaffen. Auf dem Pariser Platz improvisieren wir ein Picknick mit Blick auf den Sonnenuntergang hinter dem Brandenburger Tor. Von Touristen gesungene Karaoke-Lieder dienen als Soundkulisse. An uns fahren Bierbikes vorbei, viele Lauf-Teilnehmerinnen hängen noch mit Startnummern und Medaillen herum. Meine Nachbarin und ich erzählen ihr über die Laufstrecke durch den Tiergarten. Zum Beispiel über einen schrägen Mann mit deutschen Flaggen, über eine Frau, die uns rauchend anfeuerte, oder über die Staubwolke und die Geräusche, die Tausende schnelle Schritte auf dem Schotterpfad erzeugen.

Danach fährt meine Nachbarin zurück nach Hause und auch wenn ich mich kaum bewegen kann, entscheiden wir uns, nach Neukölln zu Fuß zu gehen. Auf dem Weg machen wir einen Stopp an der Komischen Oper, um auf die Toilette zu gehen. Sie gibt mir die Hand und überzeugt mich, uns den Weg dahin durch die schick angezogenen Zu­schaue­r*in­nen zu bahnen.

„Beeilen Sie sich, wir machen zu“, sagt eine Mitarbeiterin. Und ich tue so, als sei es ganz normal, in Leggins und dreckigen Laufschuhen den roten Teppich zu betreten. „Schönen Feierabend“, wünschen wir ihr, als wir rauskommen. „Ja, schönen Feierabend!“, antwortet sie.

Luciana Ferrando

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