Kunstrundgang
: Brigitte Werneburg will sich in den Galerien von Berlin umschauen, verirrt sich dabei aber nach Venedig

Fotorundgang: www.universes-in-universe.de

Wem es um Kunst geht, nicht um VIP-Partys: Frühzeitig in Berlin umschauen bringt mehr als die aktuelle Venedig-Biennale. Die ägyptische Künstlerin Ghada Amer etwa hat für Rosa Martínez’ Ausstellung „Always a Little Further“ einen kleinen esoterischen Garten gebaut, der in dem Umfeld des Arsenale freilich nur mickrig wirkt. Vor Jahren war Amer, Jahrgang 1963, im Bethanien zu sehen und zeigte sehr sexy und provokativ bestickte Kleidungsstücke. Damals war sie einfach besser als heute.

Kiki Smith dagegen, 1954 in Nürnberg geborene amerikanische Bildhauerin, steigert sich im Verlauf ihrer Karriere, wie „Homespun Tales“ in der Fondazione Querini Stampalla belegt. Wann endlich hat sie eine große Einzelausstellung in Berlin? Hat man nicht Herrn Schuster, und wichtiger, Herrn Raue in Venedig gesehen? Die Fondazione Querini zeigt, wie einstmals ein Palazzo bewohnt wurde, also das Haus mitsamt Gemälden und originalen Einrichtungsgegenständen. Kiki Smith hat ihre weißen Gipsfigürchen, die allerlei unanständige Dinge tun, so auf dem Tisch des Salons aufgebaut, als ob es bei ihnen nur um kostbares Porzellan, also Kunsthandwerk, ginge. Ein Understatement, das in diesen Räumen auf eine säkulare Herkunft der Kunst verweist, mit der Smith im weiteren Fortgang ihrer Ausstellung kongenial zum Ambiente spielt. Kongenial zum Brand name agiert Francesco Vezzoli in der Fondazione Prada. Seine Schickimicki-Arien, fiktive Fernsehshows und Hollywoodschinken – hier und im Internationalen Pavillon zu sehen – sind mit Namen wie Gore Vidal und Pier Paolo Pasolini geschickt politisch angemalt. Doch vor allem sind sie so fett mit Models und Filmstars besetzt, so prächtig und perfekt, dass es einem Wunder gleich käme, stieße man künftig nicht ständig auf sie, nicht zuletzt in Berlin.

www.labiennale.org; www.querinistampalia.it; www.fondazioneprada.org