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Archiv-Artikel

WARUM SICH RENZO BOSSI VON SEINEM MASTER DISTANZIERT Abitur im vierten Anlauf

Nebensachen aus Rom

VON MICHAEL BRAUN

Eigentlich wären heute herrliche Zeiten für die rechtspopulistisch-rassistische Lega Nord. In Rom erhöht Sparkommissar Mario Monti die Steuern, setzt das Rentenalter rauf, kürzt staatliche Leistungen – und wird von allen Parteien unterstützt. Die Lega dagegen übt sich in Frontalopposition.

Doch es nützt ihr nichts; bei den Kommunalwahlen ist sie abgestürzt. Der Grund des Debakels hat einen Namen: Renzo, 24-jähriger Sohn des Gründers und Lega-Übervaters Umberto Bossi. Der wollte seinen ziemlich talentfreien Filius zum Nachfolger aufbauen und ließ ihn ins Regionalparlament der Lombardei (Monatseinkommen: 12.000 Euro) wählen. Zum Skandal wurde der Sohn, weil ihm das üppige Einkommen nicht reichte und er sich aus der Parteikasse Sportwagen, Hotelrechnungen und vergnügliche Discoabende finanzieren ließ.

Doch nicht bloß frivole Vergnügungen lagen dem jungen Mann am Herzen – er nutzte die Gelder aus der Wahlkampfkostenerstattung auch, um in Bildung zu investieren. Das Abitur hatte er zwar erst im Jahr 2009, im vierten Anlauf, gepackt, aber dann war der Knoten geplatzt: Nur ein Jahr später besaß Bossi jr. einen veritablen Hochschulabschluss, erworben in Albanien. Renzo als Master in Betriebswirtschaft, der alle Prüfungen angeblich in perfektem Albanisch abgelegte.

Die Privatuniversität Kristal war seine Bildungsstätte, die Lega-Parteikasse musste für das Blitzstudium herhalten. Gleich anschließend schrieb sich Renzo an einer britischen Uni ein. Doch vor ein paar Tagen schlug er eine Volte: „Ich distanziere mich entschieden von meinem Hochschulabschluss“, erklärte er, an den er „ohne mein Wissen“ gekommen sei. Ganz Italien lacht jetzt über den unwissenden jungen Mann. Schließlich ist seine Ausrede nicht einmal originell. Genauso redete sich vor zwei Jahren ein Berlusconi-Minister heraus, dem „ohne sein Wissen“ eine Wohnung gekauft worden war. Bossi jr. hat immerhin die Konsequenzen gezogen und ist als Regionalabgeordneter zurückgetreten. „Als Maurer oder Bauer“ will er noch einmal von vorn anfangen. Doch sein früherer Chauffeur ist skeptisch: „Das kann er doch auch nicht“, bemerkte der Fahrer trocken.