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Archiv-Artikel

Argument für mehr Regulierung

SPEKULATION Der JPMorgan-Skandal hat nicht nur die Bankenwelt aufgeschreckt: Fitch senkt das Rating, die Börsenaufsicht ermittelt

NEW VORK rtr | Der spektakuläre Handelsskandal bei der größten US-Bank JP Morgan Chase hat die Aufsichtsbehörden auf den Plan gerufen und den Ruf nach härterer Regulierung von Kreditinstituten wieder laut werden lassen. Die US-Börsenaufsicht SEC habe erste Ermittlungen zur Buchhaltung sowie die Offenlegung des 2 Milliarden Dollar schweren Verlusts eingeleitet, berichtete die New York Times. Regulierer und Politiker forderten eine schärfere Bankenaufsicht.

Das bislang als Musterknabe unter den US-amerikanischen Geldhäusern geltende Institut hatte in einer eilends anberaumten Telefonkonferenz am Donnerstag mitgeteilt, dass die Bank durch Einbußen bei Absicherungsgeschäften mindestens 2 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt hat. Gleichzeitg schockte Chef Jamie Dimon Investoren mit der Ankündigung, die Verluste könnten um eine weitere Milliarde steigen.

Spannende HV

Details und die exakte Höhe der bei hochriskanten Wetten verzockten Summe erwarten Anleger am Dienstag bei der Hauptversammlung.

Bis zum Wochenende verloren JPMorgan-Papiere an der New Yorker Börse mehr als 9 Prozent und rissen auch andere Finanztitel in die Tiefe. Die größte US-Bank verlor damit schlagartig 15 Milliarden Dollar an Marktwert. Zudem senkte die Ratingagentur Fitch die Bonitätsnote der Bank um eine Stufe auf A+. Das Ausmaß der Verluste durch hochriskante Wetten sei zwar kontrollierbar, allerdings deute die Größe des Fehlbetrags auf zu wenig Liquidität hin.

„Das ist eine ziemlich unglückliche Zeit für einen solchen Fehler“, räumte Bankchef Jamie Dimon in einem Interview mit dem US-Sender NBC ein, das am Sonntag in voller Länge ausgestrahlt werden sollte. In Washington wird momentan über die Verabschiedung der sogenannten Volcker Rule debattiert. Die nach dem früheren US-Notenbankchef Paul Volcker benannte Regel verbietet es Banken, mit eigenem Geld zu zocken – als Lehre aus der Finanzkrise. Dimon war der lauteste Kritiker. Seine JPMorgan Chase ist die Nummer eins unter Amerikas Banken und gehört zu den Gewinnern der Finanzkrise. Durch die missglückten Finanzwetten bekommen nun die Befürworter einer strengeren Regulierung Auftrieb. „Es ist jetzt 2 Milliarden Dollar schwerer geworden, gegen die neuen Regeln zu argumentieren“, erklärte der US-Kongressabgeordnete Barney Frank am Samstag.

Die Verluste hatten sich ausgerechnet in Absicherungsgeschäften angehäuft, die eigentlich dazu dienen sollen, Einbußen im Handel zu begrenzen. Wenn auch anders gelagert, weckt der Fall Erinnerungen an spektakuläre Handelsskandale der vergangenen Jahre, etwa bei der Schweizer UBS oder der französischen Société Générale.