brief des tages:
Irgendjemand dort wird sich erinnern
„Verdächtigte Mädchen ohne Strafe “, taz vom 15. 3. 23
Gerade der Umstand, dass die beiden Mädchen aus Freudenberg für ihre grausame Tat an einem wehr- und arglosen Kind zumindest nicht strafrechtlich verfolgt werden können, entrüstet viele Menschen. Sie fühlen sich in ihrem Rechtsempfinden empfindlich gestört, vermissen schmerzlich Gerechtigkeit. Einige versuchen, ihren archaischen Durst nach Rache durch ungehemmte Hasstiraden in den sozialen Medien zu stillen. Dieses Toben mit Worten ist jedoch nicht mehr nötig: Seitdem die Namen und auch die Fotos der Täterinnen öffentlich kursieren, sind deren Biografien zerstört. Wie man hört, haben die Familien inzwischen Freudenberg verlassen. Ihre neue Bleibe wird geschützt. Ein hilfloser Versuch der Behörden. Denn, wer hätte es gedacht: Am geheim gehaltenen Ort gibt es ja auch „internet“! Irgendjemand dort wird sich erinnern an das Gesicht. Auf der Straße, beim Bäcker oder in der Schule. Und die besorgte Bevölkerung wird einen erneuten Wegzug erzwingen. Eine Verfolgung durch das Strafrecht findet tatsächlich nicht statt. Die Verfolgung durch die Gesellschaft hat gerade erst begonnen. Stefan Ewald, Köln
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