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Archiv-Artikel

Designernase stößt an Grenzen

Soll die Kamera den Inhaber eines Biometrie-Passes erkennen, darf er sich kaum verändern. Schönheits-OPs und das Alter werden zum Sicherheitsrisiko

VON MADLEN OTTENSCHLÄGER UND KAI BIERMANN

Ab dem 1. November bekommt jeder, der einen Pass beantragt, unweigerlich einen, der mehr über den Besitzer verrät als nur Namen und Geburtsdatum. Ab März 2007 wird dann sogar der Fingerabdruck elektronisch gespeichert, bis dahin lediglich das Foto – das jedoch bereitet schon genug Probleme.

Zwei Punkte für die Augen, je ein Strich für Nase und Mund – so einfach wie eine Kinderzeichnung funktioniert die Welt der Biometrie nicht: Damit Computerkameras ein Gesicht zweifelsfrei erkennen können, müssen im „ePass“ mehr als diese drei Merkmale gespeichert sein.

„Mustererkennungsverfahren“ heißt das im Fachjargon, und einbezogen werden alle markanten Punkte. Dazu gehören der Abstand zwischen den Augen und die Form des Mundes, aber auch die Hautstruktur, Muttermale oder Narben. Krähenfüße, Falten, dicke oder dünne Backen versucht die Software ebenfalls auf dem Chip im Pass zu speichern.

Es gibt dabei nur ein Problem: Menschen und Gesichter verändern sich. „Kleine Veränderungen machen nichts“, sagt Jürgen Pampus, Vertriebsleiter der Firma Cognitec, die seit zehn Jahren Software zur automatischen Gesichtserkennung entwickelt und verfeinert. Make-up oder Bart seien unproblematisch. Aber akzeptieren die Kameras neue Falten? Droht Nichterkennen schon mit der neuen Brille? Das hänge von der Person und ihrer „Veränderungsqualität und -quantität“ ab, so Pampus.

Verona Feldbuschs Nasenkorrektur oder die Allround-Erneuerung der Sängerin Cher sind da bedenklicher. Dass Menschen mit neuem Kinn und altem Passfoto aber grundsätzlich bei den Kontrollen aussortiert werden, davon will Pampus nichts wissen: „Botox, neuer Mund und dicke Brille sind sicherlich zu viel, mit einer kleinen Nasenkorrektur allein aber kommen die Systeme zurecht.“ Auch ein blaues Auge sei wohl kein Problem, letztlich komme es aber auf die Stärke der Verletzung an.

Denn nicht nur der Gang zum Schönheitschirurgen kann zum Sicherheitsrisiko werden. Schwere Krankheiten, extremes Zu- und Abnehmen oder einfach das Alter können ein Gesicht so verändern, dass die Software keine Übereinstimmung zwischen Bild und Realität mehr findet. Deshalb plädiert Pampus dafür, dass die Pässe nicht länger als zehn Jahre gültig sind.

Wichtig sei auch, mit welcher Technik die Kameras letztlich arbeiten. Das steht noch nicht fest. Laut Innenministerium ist noch nicht einmal die Ausschreibung für das System fertig, ein Hersteller nicht gefunden. Die Planung laufe, so eine Sprecherin.