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Archiv-Artikel

Das Ende einer Legende

PERSONALKARUSSELL Nachdem Trainer André Schubert bleiben darf, muss jetzt Sportchef Helmut Schulte seinen Posten beim FC St. Pauli räumen

Der Kult-Schulte

■ Das Arbeitsamt schickt Helmut Schulte 1984 als Jugendtrainer zum FC St. Pauli. Er steigt zum Assi von Profi-Coach Willi Reimann auf und beerbt diesen 1987.

■ Zum jüngsten Trainer der Bundesliga wird der 30-Jährige 1988 nach dem Aufstieg. Das Team bleibt drei Jahre erstklassig, Schulte aber wird 1991 kurz vor dem Abstieg entlassen.

■ Als Manager des FC St. Pauli heuert Schulte von 1996 bis 1998 am Millerntor an.

■ Als Sportchef stellt der Club den „Langen“ im März 2008 ein. Am 14. Mai 2012 folgt die Trennung.

VON MARCO CARINI

Der FC St. Pauli hat keinen Sportchef mehr. Ein schnöder Vierzeiler machte es am Dienstag offiziell. „Der FC St. Pauli und Helmut Schulte gehen künftig getrennte Wege“, lautet der Kernsatz, der den Abgang einer Legende vom Millerntor besiegelt.

Die Auflösung von Schultes bis Februar 2013 laufendem Vertrag kam ohne Begründung, jedoch nicht überraschend. Seit der Vereinsvorstand Anfang vergangener Woche eine Kehrtwende bei der Personalie André Schubert vollbrachte – der Trainer sollte erst entlassen werden, durfte dann aber bleiben – pfiffen die Spatzen Schultes Abgang von den Tribünendächern der Millerntor-Baustelle.

Schulte war als Sportchef in den Salto rückwärts in der Personalsache Schubert nicht eingebunden worden, sein Verhältnis zum Trainer ist durchwachsen. Dass beide in der kommenden Saison nicht mehr das Tandem stellen sollten, welches die sportlichen Geschicke des Vereins leitet, galt im fünfköpfigen Vorstand schon seit Wochen als ausgemachte Sache. Nur lautete die Tendenz bis Ende April: Schubert geht, Schulte bleibt. Der verkündete noch vorige Woche, er müsse sich wohl „keine großen Sorgen“ um seinen Job machen.

Schubert wie Schulte standen seit Monaten unter besonderer Beobachtung der Vereinsbosse, hatten ihren Job nur noch auf Bewährung. Während beide fachlich unumstritten sind, einen sie schwere Kommunikationsdefizite. Schubert gilt als abkanzelnd und undiplomatisch, Schulte als konfliktscheu und unnahbar.

Dass die beiden nur bedingt miteinander auskommen, wurde in den vergangenen Monaten mehr als einmal deutlich, zuletzt bei den Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung des als schwierig geltenden Mittelfelddribblers Deniz Naki, den Schubert gern gehalten hätte. Schulte aber fuhr die Gespräche planmäßig an die Wand, Naki ging und Schubert grollte.

Dass Schubert blieb und nun Schulte gehen musste, hat zwei Gründe: Mitten in der Sommerpause, wo die personellen Weichen für die kommende Saison gestellt werden, zugleich ohne Trainer und Sportchef dazustehen, galt der Clubführung als undenkbar. Zum Rapport gebeten aber machte Schubert den deutlich besseren Eindruck. Während er die richtigen Worte fand, Fehler einräumte und auch öffentlich Selbstkritik äußerte, setzte Schulte dem Präsidium die Pistole auf die Brust, forderte forsch eine Vertragsverlängerung bis 2016 „als Vertrauensbeweis, um in diesem Spannungsfeld eine starke Position zu bekommen.“ Als die so genötigte Vereinsführung entnervt ablehnte, habe er, so Schulte, „einen klaren Schnitt gemacht“. Eine Vorgehensweise, die Spekulationen befördert, dass Schulte bewusst den Bruch suchte, weil er sich beruflich längst anderweitig orientiert hat.