: Austausch der Aufständigen
LANDKULTUR Liebenswerte und erfolgreiche Chaoten: Zum 23. Mal öffnen von morgen bis Ende Mai Künstler und Handwerker aus dem Wendland bei der Kulturellen Landpartie an rund 100 „Wunde.r.punkten“ ihre Ateliers, Scheunen, Ställe und Werkstätten
„Kommt her und schaut uns an! Wir sind die Chaoten, Krawallmacher, Randalierer, Störer und Berufsdemonstranten, die sich den Segnungen der Atomindustrie widersetzen!“ Genervt vom auf den Anti-Atom-Protest beschränkten Ruf der Region war das wilde Dutzend, dass sich 1989 vorgenommen hat, das Wendland nicht nur zum Ort des Aufstands, sondern auch zum Ort des kulturellen Austausches und der friedlichen Begegnung zu machen.
Überaus erfolgreich war die Initiative: Längst öffnen über 600 Aktive alljährlich zwischen Himmelfahrt und Pfingsten an rund 100 privaten „Wunde.r.punkten“ zwischen Bülitz und Zeetzer Mühle im Wendland für die „Kulturelle Landpartie“ ihre Ateliers, Ställe, Scheunen und Werkstätten. Ein beeindruckender Beweis, dass Chaos nicht nur liebenswert, sondern auch überaus erfolgreich sein kann. Denn organisiert wird der längst zum überregional bekannten Kunstevent gewordene kollektive Kulturaustausch hier auch nach über 20 Jahren immer noch ehrenamtlich, basisdemokratisch – und mitnichten ohne Auseinandersetzungen.
Zu sehen sind in rund 80 Dörfern, im Naturpark oder auf Feldwegen in der Region bei der „Kulturellen Landpartie“ zeitgenössische Avantgarde-Arbeiten ebenso wie längst vergessene Handwerkstechniken und selbstbewusst zur Schau gestellter Dilettantismus, dazwischen gibt es Konzerte, Mitmachzirkus oder Naturführungen. MATT
■ Wendland: Do, 17. 5. bis Mo, 28. 5., Infos und Programm: kulturelle-landpartie.de