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Netzlose Babys

Schöner Westen kontra öder Osten

Dafür braucht es eigentlich keine Wissenschaft: „Westdeutschland hat schnelleres Internet als Ostdeutschland“, meldete das Hamburger Sozialkundelehrerblatt Die Zeit am Mittwoch unter Berufung auf eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. Dass das Internet an den ostdeutschen Milchkannen kaum angezapft werden kann, weiß jeder, der einmal mit dem Zug durch die Netzwüste Brandenburg getuckert ist. „Kein Netz!“, krähen Babys im Osten, noch bevor sie Mama oder Papa kreischen können. Aber das schnellere Internet ist ja nicht das einzige, das Ostdeutschland zur trostlosen Öde werden lässt. In Westdeutschland ist alles schöner, höher, weiter. Und das auch noch in Bunt. Während im Osten alles Grau in Grau vor sich hin graut, lacht und kracht der Westen, dass es nur so eine einzige Freude ist. Und das ist wissenschaftlich bewiesen – von uns in unserem hochwissenschaftlichen Institut für gesunde Vorurteile, die alles bestätigen, was es schon immer nicht brauchte. Wie den Osten. Der hiermit endgültig zum finalen Abschaffungsgebiet erklärt wird. Dann nämlich, wenn es den Osten gar nicht mehr gibt, ist alles nur noch Westen und wieder schön, schnell und reich. Wozu Wissenschaft auf die Schnelle alles gut sein kann. Sagenhaft!

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