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Archiv-Artikel

Werben mit RTL2

Die Landesmedienanstalt wird heute ein wachsames Auge auf „Die kultige Handy-Show“ bei RTL II werfen

RTL II wird „Die kultige Handy-Show – O2 can do“ heute Abend (20.15 Uhr) nicht als Dauerwerbesendung kennzeichnen. „O2 hat lediglich das Titelpatronat übernommen“, sagte RTL-II-Sprecher Frank Lilie der taz. Dafür habe es eine finanzielle Gegenleistung gegeben. „Das Format ist aber keine Dauerwerbesendung.“

Bei der zuständigen Hessischen Landesanstalt für Privaten Rundfunk (LPR) ist man da skeptischer. „Mir fehlt die Fantasie, wie man ein Titelpatronat für eine Handy-Show an einen Netzbetreiber vergibt und anschließend auf jegliche Werbeaussagen verzichten kann“, sagte LPR-Direktor Wolfgang Thaenert der taz. Gegen Titelpatronate sei grundsätzlich nichts einzuwenden. „Allerdings sehe ich Probleme, sobald es werbliche Effekte gibt“, sagte Thaenert. „Wenn die Sendung nicht als Dauerwerbesendung gekennzeichnet ist, darf sie keine Werbung enthalten.“

Am vergangenen Wochenende hatte RTL II „Nutella – die Geburtstagsshow“ in seinem Abendprogramm gezeigt. Die LPR bemängelte daraufhin „Anhaltspunkte für eine Verletzung des Transparenzangebotes“.

Nach einer Einstwilligen Verfügung des Nutella-Konkurrenten Zentis, hatte RTL II zwar zu Beginn kurz den Hinweis „Dauerwerbesendung“ eingeblendet. Danach war der Hinweis aber nicht mehr zu sehen. In der Nutella-Sendung hatte sich die Moderatorin Jessica Witte-Winter mit zahlreichen Prominenten über ihre Frühstücksvorlieben unterhalten. Gast war auch der Fußballer Kevin Kuranyi, der als so genannter „Testimonial“ in aktuellen Werbespots für Nutella wirbt. LPR-Chef Thaenert hatte daraufhin gesagt, er hoffe, dass RTL II für die anstehende Handy-Sendung die notwendige Sensibilität berweise.

„Wir gehen immer sensibel mit unseren Formaten um, keine Frage“, sagte gestern RTL-II-Sprecher Lilie. In der heutigen Sendung soll es um typische Handy-Themen gehen zu denen auch Prominente befragt werden. Dass Rainer Calmund auftreten wird, ist für Lilie kein Problem – auch wenn der Ex-Leverkusen-Manager einer der aktuellen O2-Werbeträgern ist. „Es treten normale Personen des öffentlichen Zeitgeschehens auf. Rainer Calumnd wird als Manager sicher viel telefoniert haben und kann bestimmt viel darüber erzählen“, sagte Lilie. Mit O2 habe der Auftritt Calmunds nichts zu tun.

Die Landesmedienanstalten könnten eine Sendung auch wegen zu befürchtender Werbeverletzungen nicht von der Ausstrahlung absetzen, sondern nur zur nachträglichen Rechtskontrolle befugt, sagte Thaenert. „Die Handy-Show werde ich mir anschauen. Danach können wir eine Bewertung vornehmen und über die Konsequenzen nachdenken.“ PHILIPP DUDEK