: Innenminister ermahnt Fußballvereine
STADIEN „Der Kuschelkurs ist vorbei“: Niedersachsens Ressortchef Uwe Schünemann (CDU) fordert mehr Engagement gegen Fan-Krawall von Klubs und Ligen. Notfalls müsse Polizei Ordnung durchsetzen
Nach den Vorkommnissen in der Begegnung zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC vor knapp einer Woche hat der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann konsequenteres Vorgehen gegen gewalttätige Fußballfans gefordert. „Es ist jetzt ein Punkt erreicht, wo wir nicht mehr zur Tagesordnung übergehen dürfen“, sagte der Christdemokrat gestern in Hannover.
Zu lange sei die Fangewalt Thema runder Tische gewesen, so Schünemann weiter. „Der Kuschelkurs ist vorbei, nun muss Klartext geredet werden.“ Vor allem die Veranstalter und Fußballvereine müssten stärker in die Pflicht genommen werden: Sie müssten Randalierer auch tatsächlich zur Kasse bitten. Schünemann kündigte an, das Thema Ende des Monats mit seinen Innenministerkollegen zu diskutieren.
Sollte es den Vereinen nicht selbst gelingen, bestehende Regeln wie etwa Verbote von Pyrotechnik im Stadion auch durchzusetzen, müsse notfalls die Polizei massiver in den Fanblocks einschreiten, was problematisch werden könnte.
Schünemann forderte Fußballvereine und ligen dazu auf, sich stärker in Präventionsprogrammen und Fanprojekten zu engagieren: Deren Kosten sollten künftig alleine die Vereine tragen. Wenn mit den Übertragungsrechten für die Spiele Riesensummen eingenommen würden, sagte Schünemann, sei es dem Steuerzahler nicht mehr zu erklären, warum Kommunen und Bundesländer sich weiter finanziell an den Fanprojekten beteiligten. Zudem sollten aus einer bereits erfolgten Evaluation der bundesweit 51 Fanprojekte Konsequenzen gezogen werden.
In den Stadien müssten die Ordner durchgreifen, etwa gegen vermummte Fans oder solche, die mit Böllern oder Bengalischen Feuern hantierten. Auch müsse die Videoüberwachung verbessert werden, so Schünemann, um einzelne Krawallmacher besser identifizieren und zur Rechenschaft ziehen zu können. Bereits jetzt sei ein Ordnungsgeld von bis zu 500.000 Euro möglich. „Das muss durchgezogen werden.“
Zu möglichen Polizeieinsätzen im Stadion sagte er, die Erfahrungen hätte gezeigt, dass es durchaus „problematisch“ sei, mit uniformierten Beamten in einen Fanblock zu gehen. Die Polizei war im Oktober 2011 bei einem Spiel zwischen Hannover 96 und dem FC Bayern München in den Block der Ultras Hannover gegangen, wo sie Pyrotechnik vermutete. Mehrere Fans wurden dabei verletzt. (dpa/dapd)