Adler mit viel Ehrgeiz

Der Leverkusener Torhüter René Adler will bei der WM der U20-Fußball-Junioren endlich seinen ersten Erfolg feiern

EMMEN/NL taz ■ René Adler hat einiges nachzuholen. Drei Junioren-Europameisterschaften bestritt der 20-jährige Fußball-Torwart bereits, Besonders erfolgreich war er dabei nicht. „Im Viertelfinale sind wir immer unglücklich im Elfmeterschießen ausgeschieden“, erzählt Adler. Nun will endlich einen großen Coup zu landen. Bei der U 20-Weltmeisterschaft in den Niederlanden. Der Keeper aus dem Nachwuchs von Bayer Leverkusen war dabei einer der wenigen Garanten für den Einzug ins Achtelfinale. Am Dienstag (17.30 Uhr) geht es in Tilburg gegen China. „Wir haben ein tolles Team mit unbedingtem Siegeswillen und können Weltmeister werden“, glaubt Adler. In den drei Vorrundenspielen musste er nur ein Gegentor hinnehmen. Und das lag nicht an seinen Vorderleuten.

Für DFB-Trainer Michael Skibbe sind Adlers Leistungen keine Überraschung. Der Bundestrainer hat mit der Kadernominierung extra auf seinen Routinier gewartet. In der Winterpause unterzog sich Adler einer Leisten-Operation, musste fünf Monate pausieren und stieg erst Anfang Juni wieder ins Training ein. „Die Reha-Maßnahmen wurden alle auf die WM ausgerichtet. Ich wollte unbedingt dabei sein“, sagt Adler. Er hat bereits 42 Junioren-Länderspiele bestritt und will seiner Nachwuchs-Karriere jetzt die Krone aufsetzen. Sommerurlaub aus Regenerationsgründen kam für ihn nicht in Frage. „Die Nationalmannschaft steht für mich über allem. Ich will jede Minute genießen, wer weiß schon, ob ich jemals wieder eine WM bestreiten kann“, meint er.

In der Niederlanden musste der Keeper direkt von Null auf Hundert. Weil sich die ersatzgeschwächte deutsche Abwehr nicht eben als sattelfest präsentierte, musste Adler sein Team vor einigen Gegentreffern bewahren. „Wir sind gegen jede Mannschaft in der Lage, Tore zu schießen. Andererseits laufen wir immer Gefahr, selbst welche zu kassieren. Gut, dass wir einen starken Keeper haben“, sagt Skibbe.

Nach der 0:1-Niederlage gegen Argentinien, der ersten im Turnierverlauf, gab der Coach zu, dass „die Unzufriedenheit größer als die Zufriedenheit ist.“ In allen drei Gruppenpartien gegen Ägypten (2:0), die USA (0:0) und Argentinien (0:1) kamen seine Schützlinge jeweils nur schwerfällig in die Gänge. Offensivaktionen wurden erst spät gestartet, meist zog man sich eine Stunde zurück, um am Ende mit fliegenden Fahnen das Versäumte aufzuholen. Zumindest reichte es gegen Teams, die keineswegs als Fallobst gelten, zu vier Punkten und dem Achtelfinal-Einzug als Tabellendritter. Glücklich war Skibbe nur mit dem bloßen Resultat, nicht aber mit der Leistung. „Ich erwarte von meiner Mannschaft, dass sie den Stock aus dem Hintern nimmt und zeigt, dass sie Fußball spielen kann“, schimpfte der Trainer über das zu hölzerne Auftreten seiner Schützlinge.

Bereits gegen die vom deutschen Coach Eckhard Krautzun betreuten Chinesen wartet die nächste schwere Aufgabe. „Wenn wir uns nicht steigern, ist die WM für uns am Dienstag beendet“, sagte Skibbe, dem auch sein Keeper genau zuhörte „Stimmt schon. Die Mannschaft hat das aber drauf“, glaubt Adler, dem in der Jugend nicht mehr allzu viel Zeit bleibt. ROLAND LEROI