KURZKRITIK: SPIELZEITERÖFFNUNG AM THALIA MIT „2BEORNOT2BE“: Wir sind Thalia
War das nun gelungen oder peinlich? Haben sich die Hamburger, die sich auf Wunsch des neuen Thalia-Intendanten Joachim Lux zur Spielzeiteröffnung die Bühne aneignen sollten, als Beifall heischende Naivlinge entpuppt? Skeptisch war man ja ob der Idee, 80 Laien je 150 Sekunden lang Shakespeares Hamlet-Monolog „To be or not to be“, fesch verfremdet zu „2beornot2be“, inszenieren zu lassen.
Und dann das: Volksfest-Stimmung gleich zu Beginn, munteres Gewusel im Publikum und Vielfalt auf der Bühne: Von der lyrisch rezitierenden Schülerin bis zum steppenden Klassenverband war alles vertreten. (Zu) viele boten Plattdeutsch, Humorlosigkeit dafür fast niemand: „Hamlet, das is wie bei uns in der Straße“, rief eine, die bei Ohnsorgs hätte mitspielen können. „Der Rest ist Schweigen“ sagten, nach 140 Sekunden nervtötender Stille, zwei junge Frauen.
Fast karnevalistisch gab sich ein „Wikinger“-Ensemble mit Alphorn. Und so subtil selbstironisch, dass man kaum zu lachen wagte, drei auf „Folklore“ getrimmte Afrikaner. Eine sprechbehinderte Frau rezitierte mühsam, eine Obdachlose nervös.
Es machte nichts: Sie hatten es gewagt, man zollte ihnen Respekt. Denn dies ist ein Verdienst dieses Abends: dem Publikum einen so permanenten Perspektivwechsel abzuverlangen, dass man das Kritteln und Kriteriensuchen irgendwann aufgab und schlicht die Vielfalt genoss.
Dass dazu auch die Gängeviertel-Initiative gehörte, war Konsens. Dass sie ihre Zeit überzog, nicht. Zuschauer mischten sich ein, die Künstler maulten. Aber nur erfrischend kurz. Der Rest war Vergnügen. PS
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