Neue Grippe: Kommentar von Eiken Bruhn : Kein Anlass für Aktionismus
Über Worst-Case-Szenarien wollen die Bremer Gesundheitsbehörden nicht reden. Sie gehen davon aus, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung nicht gegen die Neue Grippe impfen lassen will. Und dass der Impfstoff auch dann ausreichen wird, wenn es in Deutschland zu Todesfällen kommt und viele Menschen es sich anders überlegen und in die Impfpraxen strömen. Schließlich ist nur für 30 Prozent der Bremer und Bremerinnen die Vakzine bestellt. Wenn es nach dem Bremer Senat ginge, bliebe es auch dabei, aber die Bundesbehörden drängen auf mehr.
Recht entspannt sind die Bremer Gesundheitsbehörden auch, wenn es um die Behandlung der Erkrankten und ihres Umfelds geht. Kontaktpersonen werden nicht unter Quarantäne gestellt und auch nicht sicherheitshalber mit Tamiflu behandelt. Dies alles wird damit begründet, dass die Grippe einen milden Verlauf nimmt – versehen mit dem routinemäßigen Hinweis, dass sich dies ändern könne und man dann das Konzept anpassen müsse.
Zweifel daran, dass diese Umstellung ohne Probleme über die Bühne gehen würde, sind angebracht. Aber: Die Tatsache, dass sich Politik und Verwaltung in Bremen nicht von Pharmaindustrie und Bild-Zeitung vor sich hertreiben lassen, ist sehr beruhigend. Darauf zu beharren, dass es keinen Anlass gibt für Aktionismus – und eigentlich auch nicht für die Massen-Einführung eines neuen Impfstoffs – ist nicht fahrlässig, sondern verantwortungsbewusst.