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Archiv-Artikel

RTL will Gratiszeitung

Der Privatsender RTL könnte dem Bertelsmann-Konzern den Einstieg bei den Gratiszeitungen erleichtern

KÖLN taz ■ „Schibsted will nach Deutschland und sucht dafür starke Partner“, sagt Christian Körner, Sprecher von RTL. Das norwegischen Medienunternehmen hatte bereits 1999 versucht, eine Gratiszeitung in Deutschlands großen Städten auf den Markt zu bringen. Der Alleingang scheiterte. Für den zweiten Anlauf plant Schibsted nun offenbar eine Kooperation mit einem deutschen Investor.

„Und darum sprechen die auch mit RTL“, sagt Körner. Der Fernsehsender werde aber nicht plötzlich seine Strategie ändern, sagte Körner. „Es ist nicht so, als habe RTL jetzt plötzlich ein neues Geschäftsfeld.“ Zu Fortschritt und Art der Gespräche mit den Norwegern wollte Körner aber keine Angaben machen.

Einen Überraschungscoup wie 1999 planen die Norweger dieses Mal jedoch nicht. „Die Herren von Schibsted haben ihre Idee schon in diversen Medienredaktionen vorgestellt“, sagt Körner.

Vor vier Jahren musste das Schibsted-Produkt 20 Minuten Köln, eine der ersten Gratiszeitungen Deutschlands, nach 19 Monaten einstellen. Die heimischen Verleger DuMont Schauberg und Springer hatten mit eigenen Gratisblättern den Angriff aus dem Norden gekontert. Der teure Zeitungskrieg endete mit dem Aus der Gratisjournale. Einen Tag nachdem 20 Minuten Köln im Juli 2001 schloss, machten die Verleger von Express und Bild auch ihre Umsonst-Zeitungen wieder zu.

Bertelsmann, der Mutterkonzern von RTL will die mögliche Kooperation mit dem Schibsted-Konzern momentan nicht kommentieren. „Solange die Gespräche noch laufen, werden wir uns dazu nicht äußern“, sagt Oliver Herrgesell, Sprecher der Aktiengesellschaft. Der Gütersloher Konzern könnte sich mit dem Einstieg ins Gratis-Zeitungsgeschäft gegen den Konkurrenten Springer wappnen, der vor der Übernahme der Fernsehsendergruppe ProSiebenSat.1-Media steht.

Sollte die Gratis-Zeitung wie von den Managern geplant, auch im Ruhrgebiet verteilt werden, käme auch die WAZ-Gruppe unter Druck. Deren Manager Bodo Hombach sagte in der vergangenen Woche, er wolle das nicht fördern, „aber wenn die Gratiszeitung kommt, dann nicht ohne uns“. Hombach soll sich für diesen Fall schon mit den anderen Verlagshäusern Nordrhein-Westfalens abgesprochen, um die Gratiszeitungen im Ruhrgebiet, Düsseldorf und Köln abzuwehren. ELMAR KOK