: Streik geht in die zweite Runde
An der Universität Köln wird bis mindestens Freitag weiter gestreikt. Für diese Woche sind zudem landesweite Aktionen geplant: Zur Amtseinführung von Jürgen Rüttgers fahren Studis aus ganz NRW
VON CHRISTIAN STEIGELS
Der Jubel war groß, als Beate Schulz vom SprecherInnenrat der Philosophischen Fakultät die Neuigkeiten bekannt gab: In einer seit gestern an der Kölner Uni kursierenden Stellungnahme sprechen sich einige DozentInnen gegen Studiengebühren und für den Studi-Streik aus. Die Erklärung ist zwar anonym verfasst, aber die bloße Möglichkeit, dass Lehrende die streikenden Studis unterstützen, löste stürmischen Beifall aus bei den mehr als 600 Anwesenden.
Gebühren würden nicht der Finanzierung der Universitäten dienen, sondern als „soziales Ausschlusskriterium“ fungieren, heißt es in der Erklärung „einiger Dozent/innen“. In der vergangenen Woche hatte das Rektorat der Uni die studentischen Proteste als „maximalistisch“ und „realitätsfern“ abgelehnt.
An der Philosophischen Fakultät wird der Streik nun bis mindestens Freitag weitergehen, wie die Vollversammlung gestern beschloss. An der Wiso-Fakultät wird morgen ein Aktionstag stattfinden. Die dortige Vollversammlung hatte am Donnerstag über einen Streik beratschlagt, aufgrund fehlender Beschlussfähigkeit aber nicht abstimmen können. Morgen wollen Kölner Studierende außerdem nach Düsseldorf mobilisieren. Dort findet die Amtseinführung des neuen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers statt. Studierende aus ganz NRW wollen vor dem Landtag protestieren. Am Donnerstag findet in Essen eine landesweite Demo gegen Studiengebühren statt.
Doch nicht alle Studierenden unterstützen den Streik. „Eigentlich ist es mir egal. Kriegt doch eh kaum jemand außerhalb der Uni mit“, begründet Studentin Sonja Vollers ihr Fernbleiben von der Vollversammlung. Und Torsten Schilling sammelt auf seiner Internet-Seite (www.studierenjetzt.de) gar fleißig Unterschriften gegen eine Fortführung des Streiks. Zwar sei auch er gegen Studiengebühren, beteuert Schilling. Den Universitätsbetrieb durch das Verhindern von Lehrveranstaltungen lahm zu legen, sei aber das falsche Mittel. Es sei widersinnig, wenn Streikende mit „Bildung ist Menschenrecht“-Shirts andere am Studieren hindern, so der Student der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Zudem sei die Vollversammlung mit 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei fast 13.000 Studierenden an der Philosophischen Fakultät der Kölner Uni nicht beschlussfähig.