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Archiv-Artikel

Ein konservatives Urgestein zerbröckelt

In Galicien verliert der langjährige konservative Autonomiepräsident Manuel Fraga sechs Prozent der Stimmen

MADRID taz ■ Spaniens dienstältester Politiker hat am Wochenende eine böse Wahlschlappe erlitten. Der 82-jährige galicische Autonomiepräsident Manuel Fraga verlor bei den Wahlen zum Autonomieparlament sechs Prozent der Stimmen und erzielte 44,9 Prozent. Spaniens Rechte läuft damit Gefahr, erstmals in der Geschichte der spanischen Demokratie ihre Hochburg im äußersten Nordwesten des Landes zu verlieren.

37 der 75 Abgeordneten im Autonomieparlament sind für die PP sicher. Der für eine Mehrheit notwenige 38. Sitz könnte hinzukommen, falls die Konservativen bei der Briefwahl der im Ausland lebenden Galicier klar als Sieger hervorgehen. Wenn nicht, wird ein Bündnis aus den auch in Madrid regierenden Sozialisten mit dem Nationalistischen Block Galiciens (BNG) die Regierungsgeschäfte übernehmen. Die Auszählung der Briefwahl findet kommenden Montag statt.

Die Sozialisten sind der eigentliche Wahlsieger. Ihr 56-jähriger Spitzenkandidat Emilio Pérez Touriño konnte einen Steigerung von 21,8 Prozent (2001) auf jetzt 32,5 Prozent erreichen. Die Sozialisten werden künftig mit 25 statt bisher 17 Sitzen ins galicische Parlament einziehen. Der künftige Koalitionspartner, die Nationalisten vom BNG, verloren zwar vier Sitze. Dennoch steuern sie die nötigen 13 Abgeordneten für eine knappe Regierungsmehrheit bei.

Fraga, der seine politische Karriere unter Diktator Francisco Franco als Tourismus- und Innenminister anfing, stolpert jetzt über den absoluten Führungsanspruch, der ihn so viele Jahre fest im Sattel hielt und der den tiefkatholischen Konservativen davon abhielt, rechtzeitig einen Nachfolger heranzuziehen.

„Das Ergebnis ist ein großartiger Sieg für die PP“, versuchte der Generalsekretär der Konservativen, Ángel Acebes, die Niederlage am Ende der Wahlnacht schönzureden. Die Erleichterung stand ihm tatsächlich ins Gesicht geschrieben. Denn bei allen Umfragen, selbst bei denen vor den Wahllokalen, lag die PP bei nur 35 Sitzen. Bei der Auszählung dann bestätigte sich nach und nach das knappe Ergebnis.

„70 Prozent der Stimmen der Emigranten werden für uns sein“, will sich Fraga noch nicht geschlagen geben. Alles schaut jetzt nach Pontevedra. In dieser Provinz muss die PP bei der Briefwahl die Sozialisten mit 8.160 Stimmen Unterschied schlagen, um den überlebensnotwendigen 38. Sitz zu holen.

REINER WANDLER