meinungsstark:
Ceta: „Wischiwaschi-Gesülze“?
„Wir wollen uns der Welt zuwenden“, taz vom 25. 11. 22
Im November 2016 haben die Grünen in Münster die Ablehnung des damals vorliegenden Ceta-Vertrags sowie einen klaren Forderungskatalog für „fairen Handel“ beschlossen. Nichts davon ist eingeflossen. Und jetzt wird mit Wischiwaschi-Gesülze (10-mal die Vokabeln „grün“ und „nachhaltig“) das Elaborat gesundgebetet. Die Grünen tun immer nur so als ob: als würden sie schädliche Handelsgesetze bekämpfen; als würden sie die Klimakatastrophe durch das Fördern transformatorischer Verhaltensänderungen bekämpfen. Tatsächlich stellen sie Blackrock-Personal als Berater ein und betreiben Greenwashing statt ernsthaften Klimaschutz. Zu viele Wähler wähnen die existentiellen Themen bei den Grünen in guten Händen und schauen dann nicht mehr genau hin – oder lassen sich gar vom Versprechen des „klimagerechten Wohlstands an unserem Industriestandort“ bereitwillig einlullen.
Rolf Oesterlein, Nieder-Olm
Die Türkei bombardiert die Kurden
„Türkei greift Ziele in Syrien und Irak an“,
taz vom 21. 11. 2022,Seit Jahren führt die Türkei einen Krieg „niederer Intensität“ gegen die Menschen in Nordostsyrien, in Rojava. Es besteht ein Wirtschaftsembargo, das die Versorgung der Menschen sehr schwierig macht; die drastische Reduzierung der Wasserzufuhr des Euphrats seitens der Türkei führt zu Wasserknappheit und Problemen in der Stromversorgung in Rojava; immer wieder kommt es zu Drohnenangriffen; seit 2018 besetzt die Türkei die Region Afrin, seit 2019 die Region Serekaniye.
Die neuen Bombenangriffe erfolgten in einem Gebiet von Kobane bis Derik, trafen bisher die Menschen, die 2018 aus Afrin fliehen mussten, trafen Krankenhäuser, Getreidesilos. Die kurdische YPG, die als Ziel der Angriffe genannt wird, hat 2014 unter größten Opfern den IS erfolgreich bekämpft und bewacht diesen bis heute. In der Region wird, unter schwierigen Bedingungen, eine Basisdemokratie mit Gleichberechtigung der Geschlechter, der verschiedenen Ethnien und Religionen aufgebaut. Die Überführung der Täterin wenige Stunden nach dem Attentat in Istanbul erscheint mir wie ein konstruierter Vorwand. Andrea Zelle, Lübbecke
Das geschriebene Wort – bleibt
„Büchervernichtung im ganzen Land“, taz vom 23. 11. 22
Was Puschkin, Tolstoi und andere große Autoren für diesen sinnlosen Krieg können, erschließt sich auch bei längerem Nachdenken nicht. Es war und ist eine zivilisatorische Errungenschaft, Bücher aus unterschiedlichen Ländern, in unterschiedlichen Sprachen lesen zu können – auch wenn Mann/Frau das geschriebene Wort nicht teilt. Bleibt zu hoffen, dass diesen Schritt nur eine Minderheit geht und der intellektuelle, kulturelle Austausch bestehen bleibt – in Russland, der Ukraine und sonst wo auf der Welt. Russische Kultur ist mehr als Putin und dieser verbrecherische Krieg.
Martin Schmidt, Chemnitz
Haben wir wirklich noch Zeit?
betrifft: Die CO2 Uhr
Liebe taz, eure CO2-Uhr ist gut gemeint. Allerdings bewirkt das Framing mit der 1,5-Grad-Grenze wohl das Gegenteil von dem, was gewünscht ist. Gewünscht ist schnelles Handeln. Die tickende Uhr, auf der noch einige Jahre Zeit bleiben, sagt aber: Wir haben noch Zeit. Das Framing ist auch inhaltlich falsch. Das klimaverträgliche CO2-Level in der Atmosphäre beträgt 350 ppm. Alles darüber richtet Schaden an. Dieses Level haben wir 1989, vor 33 Jahren überschritten. Seit 33 Jahren dürfen wir also netto kein CO2 mehr der Atmosphäre hinzufügen. Die Katastrophe findet jetzt schon statt.
Zum Beispiel in Pakistan, wo für Monate das Hochwasser von geschmolzenen Gletschern steht, wo eine Million Menschen vertrieben wurden und alles verloren haben, ohne dass dies ausreichend Aufmerksamkeit bekommt.
Malte Klar, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen