: Den Sohn gewählt und den Vater gemeint
Saad Hariri hat die Wahl gewonnen, weil der ermordete Milliardär Rafik Hariri im Libanon als Märtyrer gilt
Zumindest wenn er den Saal betritt, um all den Glückwünschenden die Hände zu schütteln, wirkt Saad Hariri selbstsicher und fast ein wenig aristokratisch. Dabei ist der 35-Jährige ein Neuling auf dem politischen Parkett. Das Bombenattentat auf seinen Vater hatte den libanesischen Ministerpräsidenten in spe praktisch über Nacht ins Rampenlicht katapultiert.
„Die Leute sind für meinen Vater an die Urnen gegangen. Ich denke, dass ich im Moment nur ein Symbol bin“, erklärte der Geschäftsmann. Er war gerade einmal zarte 26 Jahre alt, als ihn sein Vater an die Spitze seiner in Saudi-Arabien ansässigen Baufirma Saudi Oger stellte. Mit 35.000 Beschäftigten und zwei Milliarden Dollar Umsatz eines der größten Bauunternehmen im Nahen Osten. Es folgten Banken-, Immobilien- und Mediengeschäft. Fast als wolle sich der neue unerfahrene Mann des neuen unerfahrenen Libanon selbst Mut zusprechen, ließ er mit Blick auf die ehemalige syrische Präsenz verlauten: „Drei Jahrzehnte haben andere die Entscheidungen für uns getroffen, jetzt müssen wir es selbst tun.“ Ein richtiges Programm hat er nicht. Er spricht vage vom Kampf gegen Korruption, vom Neuanfang in der Wirtschaft und davon, den Libanon von den letzten Ausläufern des syrischen Einflusses zu befreien. Probleme, die es anzupacken gilt, gibt es mehr als genug. Das konfessionell maßgeschneiderte Wahlsystem gehört reformiert. Offen bleibt auch noch, was mit dem prosyrischen Präsidenten Emile Lahoud passieren soll, dessen Mandat erst in zwei Jahren ausläuft. Und dann ist da noch die große Frage der Entwaffnung der größten schiitischen Organisation Hizbollah, die vor allem im Süden des Landes fast als Staat im Staat agiert. Und die Wirtschaft: Eine Inflationsrate von 4 Prozent steht einem Wirtschaftswachstum von lediglich 2 Prozent gegenüber.
Die 35 Milliarden Dollar Staatsschulden entsprechen sagenhaften 185 Prozent des gesamten Bruttosozialprodukts. Wobei es stets der Milliardär Rafik Hariri, der ermordete Vater Saad Hariris, war, der den kleinen Staat nach dem Bürgerkrieg auf Pump wieder aufgebaut hatte. Saad, der in den USA Betriebswirtschaft studiert hat, hatte im Wahlkampf stets versprochen, das Werk seines Vaters fortzusetzen. GAW