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Archiv-Artikel

„Nicht alle werden’s werden“

Sportpsychologe Martin Schweer erklärt den Nutzen von Sport-Internaten

Von : Bes

Wer Nachwuchsförderung im Sport sagt, sagt auch Sport-Internat. Warum?

Martin Schweer: Es gibt derzeit eine sehr breite und interessante Diskussion darüber, ob solche Internate sinnvoll sind – ob sie dazu beitragen, dass Leistungssportler dort nicht nur ihre Leistung, sondern auch ihre Persönlichkeit besser entwickeln.

Wo liegen die Vorteile?

Wesentlicher Vorteil ist die Gruppendynamik, die sich in solchen Internats-Situationen entwickelt. Die hilft den Jugendlichen in einer schwierigen Entwicklungsphase, ein Leistungshoch zu halten. Ein sehr wichtiges Element ist aber auch, dass es neben der sportlichen auch eine vernünftige pädagogische Förderung gibt. Und, das ist meine Position, eine sportpsychologische Abfederung. Denn wir wissen ja: Nicht alle werden’s werden, nicht alle finden sich im Hochleistungsbereich wieder.

Also fokussieren solche Internate nicht nur auf Sport?

Das sollte zumindest so sein. Es ist klar, dass die besondere sportliche Förderung im Vordergrund steht. Aber wenn man andere Aspekte wie die pädagogische und psychologische Betreuung nicht gleichrangig berücksichtigt, kann das auch ein Hindernis für eine erfolgreiche Karriere sein.

Warum?

Natürlich kommt jeder an so ein Internat mit der Vorstellung, dass er einmal ein ganz Großer wird. Und natürlich werden das nur die Allerwenigsten. Dann ist es wichtig, erfahren zu haben, dass es unabhängig von sportlicher Leistung auch etwas anderes gibt.

Wie passt das zur unbedingten Einsatzbereitschaft, die von Sportlern gefordert wird?

Ich kann doch für den Sport leben und trotzdem wissen, dass das nicht alles ist. Dass es ein Leben neben dem Sport gibt – und vor allem eins danach. Eine Karriere kann ja auch durch eine Verletzung sehr plötzlich zu Ende sein. Wenn man sich damit erstmals beschäftigt, wenn man 24 ist, kann das ernste Probleme verursachen.

Ab wann sollte man sich denn darauf einstellen?

Damit kann man gar nicht früh genug beginnen. Gut, man wird nicht einem Zehnjährigen gleich damit kommen. Aber in der kritischen Phase der Identitätsfindung, also mit etwa 13, 14 Jahren, sollte man auch einkalkulieren können, dass man nicht zwangsläufig der große Star wird. Und lernen, dass das nichts mit Versagen zu tun hat. FRAGEN: Bes