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Archiv-Artikel

Einblick (101)

Martin von Ostrowski, Maler und Performancekünstler

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Martin von Ostrowski: Die Ausstellung von Susanne Pomrehn in der Galerie Schwarzer Gegenwartskunst fand ich sehr spannend. Pomrehn zerlegte und zerschnitt Fotos der Schlegelstraße und setzte sie zu einem großen herabhängenden Bildteppich zusammen. Es entstand eine Bildwelt zum Hineintauchen. Die Flüchtigkeit von Augenblicken wurde gerade durch ihre Dekonstruktion ins Überzeitliche gesteigert.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen? Bei Konzerten steht das Berliner Philharmonische Orchester an erster Stelle, da ist es auch nicht so wichtig, wer gerade dirigiert. Als Club gehe ich ab und zu ins Berghain, Am Wrietzener Bahnhof in Friedrichhain, ein ehemaliges Heizkraftwerk und jetzt eine tolle Location.

Welches Magazin und welches Buch begleiten Sie zurzeit durch den Alltag? Wenn ich wissen will, was in der schwulen Szene los ist, schaue ich in die Siegessäule oder ins Sergej. Lifestyle oder so genannte Nachrichtenmagazine mit schönen Fotos interessieren mich nicht. Als Buch habe ich jetzt Martin Schusters „Wodurch Bilder wirken“ gelesen, eine Psychologie der Kunst. Mich beschäftigt ja die Frage „Warum Kunst?“, wozu ich von vielen Leuten Fragen und Antworten bekomme. Da ist auch interessant, wie die Psychologie das sieht.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude? Es ist die Vorbereitung auf den CSD, wo ich mit einem Wagen zur Frage „Warum Kunst?“ vertreten sein werde. Als Königin Luise werde ich eine mögliche Antwort zeigen: „Jeder ist schön!“ Das heißt für mich, die nicht Genormten, die von der Werbeästhetik von Mode- und Schönheitsindustrie Ausgegrenzten sind zum Beispiel schön.