: Trip durchs Gedächtnis
Vom Versuch, die Geschichte des Pop zu verdichten: Homerecording-Freak Ariel Pink in der Astra-Stube
Was in den späten 60ern und frühen 70ern an ernst gemeintem Müll aus den Radiosendern von Los Angeles drang, davon kann man sich kaum eine Vorstellung machen. Ariel Pink, geboren als Ariel Rosenberg im Juni 1978, ist ein von LA extrem geprägter Homerecording-Freak, der ein geradezu kulturterroristisches Faible für Pop-Muzak entwickelt hat, die damals in den Supermärkten dröhnte.
Die Legende erzählt, dass Ariel im Kofferraum seines Autos einen Haufen alter Cassetten aus jener Zeit fand, die ihn schwer beeindruckten. Ariel Pink bedient das Standard-Rock-Line-Up von Gitarren, Keyboards, Bass und Gesang im Alleingang. Angeblich ahmte er auf seinem 8-Spur-Heimgerät Schlagzeug und Percussion mit dem Mund nach. Und es zischelt verdächtig nach lispelnder Zunge, die sich als imaginäre Hi-Hat fusslig sabbert. „Es ist ein lustiger, neurotischer Tick, den ich seit der Kindheit pflege“, hat er einmal gesagt.
Ironisch bastelt er so einen abgefahrenen Weirdo-Sound zusammen, der amerikanischen Bubblegum-Pop mit Psychedelic, Funk-Adaptionen, (Art) Rock und abstrusen Radio-Durchsagen verbindet. Unter dem Namen Ariel Pink‘s Haunted Graffiti erschien 2003 sein Opus Worn Copy, das im April 2005 wiederveröffentlicht wurde. Das Album hat einen Sound, der den Namen Lo-Fi wirklich verdient. Die Platte ist eher ein langer historischer Trip durch das Gedächtnis eines Drogenwahnsinnigen.
Eine beunruhigende Unstraffheit durchzieht dabei die Kompositionen. „Life in LA (is so lonely)“ könnte auch ein experimentell-depressiver, nie veröffentlichter Hit von David Cassidy sein. Dann wieder ertönt ein schriller Falsett-Gesang zu einem Disco-Rhythmus. Ariel Pink assimiliert die Geschichte des (meist unpopulären) Pop mit dem eigenartigen Blick eines Außenseiters. Carsten Klook
Mo, 27.6., 22 Uhr, Astrastube