: Gepäckabfertigung
Von wegen „brandneue Show“: „Deal or no Deal“ (20.15 Uhr, Sat.1) ist eine Neuauflage des „Millionendeals“
Linda de Mol soll zurückkommen! Bis vor kurzem hätte man jeden, der diesen Wunsch äußert, für verrückt gehalten, aber: Linda de Mol soll zurückkommen! Fast genau ein Jahr ist es her, dass sich die Profihändchenhalterin mit mittelmäßigen Quoten beim mittelspannenden „Millionendeal“ aus dem deutschen Fernsehen verabschiedete. Jetzt wagt Sat.1 einen Aufguss der Spielshow, bei der Kandidaten mit viel Glück aus mehreren verschlossenen Koffern den mit dem höchsten Betrag heraussuchen, um dann gegen die „Bank“ um ihren Gewinn zu zocken.
Weil sich Sat.1 nicht mehr wie vor einem Jahr 2 Millionen Euro als Höchstgewinn leisten will, gibt es nun bloß noch 250.000 Euro abzuräumen und der „Millionendeal“ heißt „Deal or no Deal“. Und weil Linda de Mol „keine Zeit“ hat, wie man vom Sender erfährt, moderiert jetzt Guido Cantz, der „regelmäßige Gast“ bei „Genial daneben“, der durch „Wortwitz und Schlagfertigkeit“ besticht, „bei diversen Veranstaltungen und Moderationen, u. a. im Kölner Karneval“.
Linda de Mol zitterte mit ihren Kandidaten und tröstete mütterlich. Cantz sagt nach der verpassten 250.000-Euro-Chance lieber: „Das ist immer so’n blöder Moment.“ Er fragt seine Kandidaten „Sie sind verheiratet?“, wenn er weiß, dass sie verheiratet sind, und „Sie haben ein Kind?“, wenn er weiß, dass sie ein Kind haben. Manchmal rutschen ihm nützliche Tipps raus: „Mit 50.000 Euro kann man nicht nur der Tochter was Schönes kaufen, sondern auch sich selbst.“ Den Rest der Zeit muss er Lose der Glücksspirale in die Kamera halten, die sich Sat.1 als Sponsor geangelt hat. Gleiches wurde den Kofferöffnern im Publikum aufgezwungen. Das macht „Deal or no Deal“ leider auch nicht spannender. Im Gegenteil: Die Zuschauer werden ständig genötigt, per kostenpflichtige Hotline oder SMS mitzuraten, in welchem Koffer der Hauptgewinn steckt, um dürftige 2.500 Lappen abzustauben.
So lässt sich „Deal or no Deal“ vermutlich prima gegenfinanzieren, und Sat.1 kommt günstig durch den Sommer. Gut für Linda de Mol, dass sie für so was „keine Zeit“ hat. Manchmal könnte man fast glauben, sie bisher unterschätzt zu haben.
Peer Schader