: Der Patriarch geht, das Sportministerium auch
Am Wochenende wählt der Landessportbund NRW einen neuen Vorsitzenden. Nach 18 Jahren hört LSB-Chef Winkels auf. Kampfabstimmung um die Nachfolge zwischen CDU und SPD. Unmut über fehlendes Sportministerium
DUISBURG taz ■ Der Landessportbund (LSB) setzt den Landtagswahlkampf fort. Wenn der Dachverband der nordrhein-westfälischen Sportvereine am morgigen Samstag einen neuen Präsidenten wählt, treten SPD und CDU gegeneinander an. Sozialdemokrat Walter Schneeloch, derzeit LSB-Vizepräsident, und CDUler Klaus-Dieter Stallmann, Präsident des Westfälischen Schützenbundes, bewerben sich bei der Versammlung in Oberhausen um den Spitzenposten.
Der amtierende LSB-Präsident Richard Winkels (85) tritt nicht wieder an. Der seit Oktober 1987 amtierende frühere SPD-Landtagsabgeordnete aus dem Münsterland gilt seit fast zwei Jahrzehnten als Patriarch des NRW-Sports – ausgestattet mit guten Kontakten in alle Landesparteien. Winkels diskreter Führungsstil sicherte dem Sportbund millionenschwere Unterstützung aus staatlichen Töpfen. Die Interessen der 500.000 Ehrenamtlichen in den 20.000 Sportvereinen des Landes wurden von ihm und seinen Mitstreitern zäh verteidigt. Dennoch blieb der NRW-Sport in den letzten Jahren nicht von Sparmaßnahmen verschont. Dieses Problem könnte sich unter der neuen schwarz-gelben Koalition verschärfen.
Der neue CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers will am Samstag in Oberhausen seine (Spar-)Politik für NRW erläutern. „Durch Abstimmung mit der Arbeit der Sportstiftung sollen Synergieeffekte genutzt und so gezielt der Spitzensport in NRW gefördert werden“, heißt es in der Koalitionsvereinbarung von CDU und FDP. „Was da drin steht, ist nichts Neues und ziemlich dünn“, sagt der sportpolitische Sprecher der SPD, Rainer Schmeltzer. Die Passagen zum Thema Sport seien oberflächlich. Ein Bekenntnis für eine sachgerechte, verlässliche und zukunftssichere Förderung des Sports nach dem „Vorbild der rot-grünen Sportpolitik“ stehe aus.
Die LSB-Delegierten dürften am Samstag wohl auch ihren Unmut bekunden, dass es kein Sportministerium in NRW geben wird. Staatssekretär Manfred Palmen (CDU) ist nämlich künftig im NRW-Innenministerium für den Sport zuständig.„Dieser Zuschnitt scheint sich am Bund zu orientieren, wo sich ja auch der Innenminister [SPDler Otto Schily, Anm. d. Red.] als Sportminister bezeichnet“, sagt LSB-Vizechef Johannes Eulering. Sachliche Erwägungen für den Neuzuschnitt sehe er allerdings nicht, so Eulering zur taz. Die bisherige Zuordnung zum Städtebauressort sei ihm sinnvoller erschienen. „Auch in früheren Jahren war der Sport in NRW nie Teil des Innen-, sondern des alten Kultusressorts“, sagt der Vize-Präsident. Auf der Oberhausener Versammlung wollen die LSB-Delegierten für die Bildung einer Sportabteilung im Innenministerium werben und Verlässliches zur Zukunft der Sportförderung hören.
MARTIN TEIGELER