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Archiv-Artikel

Hildesheimer Allgemeine Zeitung Die Zeit strömt, die Themen bleiben

Von kli

Nachrichtenblatt oder Intelligenzblatt – das war die Frage, die sich Verleger im 18. Jahrhundert stellen mussten. Nachrichten, das bedeutete seinerzeit eine wilde Mischung aus „internationalen politischen Meldungen, ausländischem Herrschaftsklatsch, Urkundenabschriften, Kriegsmeldungen, Wetterereignissen, jedoch nur sehr vereinzelt lokale Nachrichten“ schreibt der Göttinger Journalist und Medienwissenschaftler Stefan Matysiak.

Völlig anders dagegen die Intelligenzblätter: Sie enthielten weder ausländische noch inländische Nachrichten, sondern beschränkten sich als „reine Anzeigen- und Bekanntmachungsblätter“ auf unterschiedliche Inserate.

Für den Zeitungskorrespondenten Johann Christian Hermitz stand eine Entscheidung zwischen Nachrichtenblatt und Intelligenzblatt nicht an: Er gründete den „Hildesheimer Relations-Courier“ 1705 als Nachrichtenblatt – Intelligenzblätter entwickelten sich erst ab 1720. Aus dem „Hildesheimer Relations-Courier“ wird 1775 dann die „Privilegirte Hildesheimische Zeitung“. Den Vorläufer des heutigen Namens führt im Jahr 1854 der damalige Verleger Senator Albert Gerstenberg ein. Seine Wahl: „Hildesheimer Allgemeine Zeitung und Anzeigen für alle Stände“.

Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung (HAZ) ist damit die älteste noch erscheinende Tageszeitung Deutschlands, gefolgt vom Intelligenzblatt Hanauer Anzeiger (Gründung: 1725) und den Bremer Nachrichten (1743).

Seit 1949 kooperiert der Hildesheimer Gerstenberg-Verlag mit dem Madsack-Verlag aus: Der überregionale Teil der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung entspricht dem der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. In Hildesheim allerdings befindet sich eine Redaktion mit rund 25 Redakteuren und Volontären, die aus der Stadt und dem Landkreis auf eigenen Lokalseiten berichten.

Die Auflage der Hildeheimer Allgemeine Zeitung steigerte sich von 13.200 im Jahr 1949 auf 50.000 Exemplare Anfang der 1990er. Wobei die Zeitungskrise auch die Hildesheimer erwischte: „Heute sind wir wieder bei 46.000, soviel, wie wir Anfang der 1980er Jahre hatte“ sagt Verleger Daniel Gerstenberg, der das Familienunternehmen in siebter Generation leitet.

Die Flaute auf dem Anzeigenmarkt hatte für die HAZ eine Verringerung des Umfangs zur Folge, aber: Die Anzahl der Redakteure, so Gerstenberg, „ist gleich geblieben“. Und mit den Vertriebserlösen habe die HAZ aufgrund von Preiserhöhungen keine Probleme.

Wie die Zukunft der Zeitung aussieht? Kürzere Artikel, SMS-Nachrichtendienste, die Vision einer Zeitung auf elektronischer Folie statt auf Papier? Gerstenberg: „Die Zeitung muss zu erkennen geben, dass sie auf Zeitströmungen eingeht, aber sich nicht völlig umkrempelt.“ Für den Verleger sind die Verlässlichkeit der Information und die Glaubwürdigkeit der Zeitung die Pfunde, mit denen zu wuchern ist.

„Angesichts der Flut an Informationen kommt der redaktionellen Vorauswahl immer größere Bedeutung zu“ schreibt Gerstenberg im HAZ-Jubiläumsbuch. Gemeint waren damit vor allem die überregionalen Zeitungen.Trotzdem: Ob sich die Kriterien der redaktionellen Auswahl auch im Lokalen ändern werden? „Im Lokalen“, sagt Gerstenberg, „bleiben es letztlich die Themen, die es immer gewesen sind: Kommunalpolitik, Vereinsleben, Service – da wird sich nicht so viel ändern.“ kli