: Vom Köder zur Falle
Prozess gegen Thomas Wüppesahl: Gericht glaubt dem Kritischen Polizisten die Angst vor V-Mann
Im Prozess gegen den Kritischen Polizisten Thomas Wüppesahl war gestern vor dem Landgericht der Tag der Verteidigung: Es ging um die Frage, ob Wüppesahl die Planung des Raubmordes tatsächlich nur inszeniert hat, um seinen Freund Andreas Sch. als „V-Mann“ zu enttarnen und skandalöse Ermittlungsmethoden bei der Polizei aufzudecken. Den Spitzel-Verdacht hegte er, nachdem während seines Urlaubes 2001 in sein Haus eingebrochen wurde und überwiegend Unterlagen verschwanden. Zudem wollte ein Nachbar damals Wüppesahls Auto gesehen haben, das dieser an Sch. verliehen hatte.
„Der Einbruch war ganz merkwürdig“, bestätigt Wüppesahls Ehefrau Monika: „Mein Mann hat sehr schnell den Verdacht gehabt, der Einbruch sei fingiert und es seien Kollegen gewesen.“ Als er sie gefragt habee, ob es nicht Sch. gewesen sein könnte, habe sie das verneint: „Das fand ich abstrus.“
Als „wahr“ unterstellte das Gericht Beweisanträge der Verteidigung: Darin wird behauptet, dass Wüppesahl von dem Münchner Anwalt Thomas Etzel gewarnt worden sei, bei polizeilichem Mobbing sei es die Regel, einen V-Mann auf das Opfer anzusetzen. Das Gericht glaubt auch, dass er vom Hamburger Mobbing-Experten Alfred Fleissner dahingehend beraten worden sei, im Falle eines Spitzel-Verdachts einen „Köder“ auszulegen – und dass er Fleissner kurz vor der Verhaftung mitteilte, einen V-Mann enttarnt zu haben.
Nach der Übergabe der Waffe, gibt Wüppesahl an, habe er diese einem taz-Reporter übergeben die Rolle von Sch. aufdecken wollen. KAI VON APPEN