meinungsstark
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In eine bessere Welt?

„Einmal Jenseits und zurück“, taz vom 3. 9. 22

Liebe Frau Gräff, danke für diese Sichtweise. Ich weiß nicht, wie alt Sie sind. Ich bin 73 Jahre alt und bin dem Tod schon etwas näher. Ich habe in meinem Leben sehr viel selbst entschieden und bin darüber froh. Ich bin auch über rote Ampeln gegangen, natürlich nur, wenn kein Kind in der Nähe war (und keine Polizei). Ich weiß von Toden, die grauenhaft, unmenschlich und sehr belastend für alle Beteiligten waren. Ich möchte entscheiden dürfen, wann ich gehen will. Sie problematisieren das Wort „Gehen“ und blenden damit aus, dass man tatsächlich danach weg ist, einfach nicht mehr da. Was bleibt, ist die Hülle. Das Wichtigste, nämlich die Belebung ist dann weg. Eine Frage ist da aber noch offen: Wohin gegangen? In eine bessere Welt? Das glaube ich nicht und da bleibt nichts als Glauben. Ich glaube: Ins Nichts, zurück in das Ganze, in die Luft? Oder weiter hinaus in den Äther?

Peter Bartels, Michendorf

Da fehlt doch was!?

„London trauert“, taz vom 8. 9. 22

Für unseren Bundespräsidenten hat die Queen „Zeitgeschichte erlebt und geschrieben“. Nach dem Kanzler war sie „Vorbild und Inspiration für Millionen“. Und zufolge der Außenministerin „für unser Land fast 100 Jahre lang Quelle der Stärke und Zuversicht“. Sei stark, lieber Leser, angesichts dieser Sprechblasen, und tröste dich mit exakteren Statements wie diesen: Ihr „wundervoller Humor wird fehlen“ (Scholz), und dass sie exzellente Französischkenntnisse gehabt habe (Macron). Der dpa-Artikel „Long live the Queen“ verschärft die Tragik des Widerspruchs: „Obwohl die (…)Monarchin über keine politische Macht verfügte(…) führte sie das Land durch große Veränderungen hindurch“. Aha. Und wie hat’s sie es gemacht? Na ja, mittels einer unverbrüchlichen Partnerschaft der Royals mit der Medienwirtschaft. Eine echte Symbiose. Der taz-Artikel „London trauert“ ist sachlich und liebevoll. Aber da fehlt doch was, oder? Falko Lehmann, Wiesbaden

Sorgsam mit Sprache umgehen

„Verlorene Worte, taz vom 8. 9. 22

Ich beklage seit mehreren Jahren den Verlust des Wortes „klug“. Es wird nun auf breiter Linie durch „schlau“ ersetzt, aber das ist ja nicht das Gleiche. Der Artikel von Enno Schöningh war klug, und ich las ihn mit Freude. Wäre er schlau gewesen, hätte er mehr Polemik beinhaltet und mehr Empörung hervorgerufen (vermutlich für einen eher unwichtigen Satz). Generell sollten wir mit Sprache sorgsam umgehen, damit uns nicht Teile davon verloren gehen.

Sabine Kauer, La Herradura

Selbstbestimmt bis zum Schluss

„Das aktivste Gespenst des Kinos, taz vom 13. 9. 22

Siehe da – zum Tode des großen Godard wird auf der Titelseite sein Ende gelobt: selbstbestimmt bis zum Schluss. Im Artikel wird ausgeführt: durch aktive Sterbehilfe. Ich spreche niemandem diesen Weg ab; er ist aber wohl in der Bundesrepublik (noch) strafbar.

Roswitha Baehrens, Langwedel