Wo sind die Pinguine?

Die Berliner „Gay Night at the Zoo“ war die Party des Jahres: gediegen-erotisch statt schrill-sexuell

Wenn Schwule und Lesben im Zoologischen Garten inmitten von Tiergehegen feiern und dazu die Big Band der örtlichen Verkehrsbetriebe Swing spielt: Klingt das nicht irgendwie bizarr? Die gleiche Minderheit, die landläufig eher mit SexSexSex oder SchmiegSchmiegSchmieg assoziiert wird und deren Jungerwachsene mit Techno & House, Piercing & Posing?

Und jetzt Swing? Ist das der Gipfel der Campness, des Schrillen? So sind sie halt, die Homos, immer Party machend. Und in den Zoo gehören sie ja eigentlich auch: in ein Gehege, ja Ghetto, hinter dessen Gittern man in sicherem Abstand ihr buntes Gefieder und ihr merkwürdiges Kopulationsverhalten beobachten kann.

Stattdessen aber wehte vorgestern durch die Berliner „Gay Night at the Zoo“ ein Hauch von Baden-Baden. Man sah wunderbare Lesben, bezaubernde Schwule – und die meisten schon jenseits der fuffzig. Männer, die Frauen zum Boogie aufforderten, und Frauen, die kess auf zarte Herren zuliefen – um sich im leichten Wind zu „Chattanooga Choo Choo“ zu wiegen.

Die Jungen sahen es und staunten. Ihre Blicke schienen zu sagen: Wie charmant, wie schön der PartnerInnenwechsel, wie hübsch sie alle sind. Man sah alles leuchten und tanzen und schweben. Es lag unterm Berliner Himmel ein Hauch von gediegenem Triumphgefühl: Wir lassen uns nicht einsperren – wir bestimmen selbst, wozu uns ein Zoo gut sein kann. Noch um Mitternacht kamen neue Gäste.

Nur eine Enttäuschung hatten viele zu verkraften: Die Pinguine, bekannt als Tiersorte gelingender Liebesfähigkeit zu allen Seiten, durften nicht besucht werden. Es war dennoch die Party des Jahres. Heteros willkommen: Sie beißen gar nicht! JAF, MRE