Bravo, Frau Mlambo-Ngcuka!

Südafrika kriegt eine Vizepräsidentin. Ihr Ehemann stürzte ihren Vorgänger

JOHANNESBURG taz ■ Ist sie Präsident Thabo Mbekis künftige Nachfolgerin oder übernimmt sie bloß das Amt des Vizepräsidenten nach dem Rausschmiss des vorherigen Amtsinhabers Jacob Zuma? Mit Südafrikas neuer Vizepräsidentin Phumzile Mlambo-Ngcuka bleibt das ANC-interne Rennen darüber, wer 2009 auf Staatschef Mbeki folgen könnte, weiter offen. Gestern wurde die bisherige Ministerin für Energie und Umwelt in ihrem neuen Amt vereidigt. Mit 49 Jahren ist sie Südafrikas jüngstes Regierungsmitglied.

Mbekis Entscheidung, einer Frau das zweithöchste politische Amt in Südafrika zu geben, brachte ihm viel Applaus. Die Wirtschaftswelt freute sich, denn Mlambo-Ngcuka gilt als kompetente Politikerin. Als Ministerin seit 1999 leitete sie entscheidende Reformen im Elektrizitäts- und Bergbausektor ein, zwei Schlüsselsektoren der südafrikanischen Wirtschaft. So gesehen ist sie eine ideale Vizepräsidentin, nachdem der unter Korruptionsverdacht geratene Vorgänger Zuma sein Amt nur auf Druck Mbekis verließ.

Allerdings freuen sich über Mlambo-Ngcukas Ernennung auch Verschwörungstheoretiker. Ihr hängt eine eigene Korruptionsaffäre am Hals, die so genannte „Oilgate-Saga“. Dabei geht es um die Firma Imvume, die angeblich 11 Millionen Rand (etwa 1,4 Mio. Euro) Spenden für den ANC-Wahlkampf 2003 weiterleitete, die vom staatlichen Ölunternehmen PetroSA kamen, also dem Staat gehörten. Mlambo-Ngcukas Bruder soll als Verantwortlicher für Imvume 50.000 Rand von der Regierung erhalten haben. Bleibt die Frage, ob die Ministerin davon wusste.

Schwer wiegt zudem, dass Phumzile Mlambo-Ngcukas Ehemann Buleani Ngcuka ist – ein Staatsanwalt, der in den Sturz Zumas verwickelt ist. Schon 2003 gab er an, Beweise für Zumas Korruptionsbeziehung zu seinem mittlerweile verurteilten Finanzberater Schabir Shaik zu haben. Er erhob keine Anklage, aber sorgte mit seiner Beschuldigung dafür, dass Schabir Shaiks Korruptionsaffären auch auf Zuma ausstrahlten. Jetzt, nachdem Shaik zu 15 Jahren Haft verurteilt worden ist, muss auch Zuma in den nächsten Tagen vor Gericht erscheinen.

„Paare, die sich im Freiheitskampf kennen lernen und politisch aktiv sind, bauen nicht automatisch eine Familien-Dynastie“, wiegelt allerdings Steven Friedman ab, Direktor des Zentrums für politische Studien. Doch dürfte die neue Vizepräsidentin für Ärger im ANC sorgen. Der gestürzte Zuma galt besonders bei der Linken als starker zukünftiger Präsidentschaftskandidat. Auch Zumas Ex-Ehefrau, Außenministerin Nkozasana Dlamini-Zuma, stand bisher auf Mbekis Nachfolgeliste, dazu Verteidungsminister Mosiuoa Lekota. Doch Mbeki hat sich nun gegen sie alle entschieden.

MARTINA SCHWIKOWSKI