: Travekiez-Ostkreuz
Eine Bürgerinitiative ruft die Friedrichshainer zu einem stadtplanerischen Ideenwettbewerb auf. Sie sollen die Route der Tram 21 und weitere Bauvorhaben am Ostkreuz mitgestalten
■ Nächstes Treffen
Die „Arbeitsgruppe Ostkreuz“ des Vereins trifft sich am 11. Juni um 19 Uhr im Jugendclub Skandal in der Gryphiusstraße 29–31. Wer sich am Ideenaufruf und an der Planung rund um das Ostkreuz beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen.
■ Im Netz
und
Es ist eines der entscheidenden Details am Neubau des Bahnhofs Ostkreuz. Nach den derzeitigen Planungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung soll die Straßenbahnlinie 21 nach Vollendung des neuen Ostkreuzes 2016 durch die Sonntagstraße führen – eine der verkehrsberuhigten Straßen des Friedrichshainer Südkiezes. Ziel dieser Maßnahme ist es, direkte Umsteigemöglichkeiten am Ostkreuz zu schaffen.
Inzwischen regt sich Widerstand gegen dieses Vorhaben. Wortführer ist hier der Verein Travekiez-Ostkreuz. „Noch ist es nicht zu spät, sich für eine Alternative zu den aktuellen Plänen starkzumachen“, sagt Carsten Joost, einer der Sprecher des Vereins. Der Verein fordert, auf die Verlegung der Tramlinie in die Sonntagstraße zu verzichten. Stattdessen spricht man sich bei Travekiez-Ostkreuz dafür aus, den derzeitigen Streckenverlauf über die Boxhagener Straße beizubehalten und die Haltestelle auf der Markstraße ans Ostkreuz vorzuverlegen. Da das neue Ostkreuz auch Ausgänge in Richtung Rummelsburg und Lichtenberg haben wird, sei das kein Problem, so Joost. Vom Bahnhof bis zur Tram wären es im Falle der Vorverlegung der Haltestelle Marktstraße nur etwa 170 Meter Fußweg. Eine Variante wäre, dass die Tram von der Marktstraße bis an den Bahnhof heranfährt.
Für den Verein liegen die Vorteile der von ihm geforderten Alternative klar auf der Hand. Zum einen würde die Wohnqualität in der Gegend nicht darunter leiden. Weder gäbe es mehr Verkehr in der Sonntagstraße, noch würde der Park am Ostkreuz, der eine wichtige Erholungsfunktion habe, von den Wohnhäusern getrennt und die Aufenthaltsqualität verschlechtert. Die Tram würde ihre zügige Linienführung behalten und nicht um zwei Ecken und durch Tempo-30-Zonen gezwungen. Zum anderen könnte eine Menge Geld gespart werden. Die Verlegung der Haltestelle würde zwar auch Tausende Euro kosten, dem stehe aber ein zweistelliger Millionenbetrag für den Bau einer Trasse durch die Sonntagstraße gegenüber, rechnet Joost vor.
Für die interessierte Anwohnerschaft des Ostkreuzes eröffnet sich aktuell eine neue Möglichkeit, auf die bestehenden Pläne Einfluss zu nehmen. So konnte die Initiative im Rahmen des Runden Tisches Ostkreuz, der sich alle zwei Monate auf der Baustelle des Ostkreuzes trifft, erwirken, dass es zur Gestaltung der Bahnhofsvorplätze einen Gestaltungswettbewerb gibt. Wie Joost berichtet, werde dort auch der Verlauf der Tram 21 ein Thema sein. „In einer qualifizierten Abwägung der Vor- und Nachteile sollte eine sinnvolle Lösung möglich sein.“, sagt Joost.
Den Optimismus bezieht Joost aus einer Bürgerversammlung, zu der Travekiez-Ostkreuz Ende April aufgerufen hatte. Nicht nur dass die Veranstaltung gut besucht war, es saßen mit Horst Wohlfarth von Alm und Sören Wustrow auch zwei Verantwortliche mit auf dem Podium, die großen Einfluss auf die Baupläne des Ostkreuzes haben. Die beiden Vertreter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt hätten sich aufgeschlossen gegenüber den Vorschlägen des Vereins gezeigt, berichtet Joost. Auf jeden Fall konnte erreicht werden, dass diese nun auch offiziell zur Debatte stehen.
Aus diesem Grund ruft der Verein die AnwohnerInnen dazu auf, sich an dem Verfahren zu beteiligen. „Über die Gestaltung kann viel entschieden werden“, sagt Joost. Die Pläne der Senatsverwaltung sehen vor, dass ein Workshop stattfindet, bei dem die eingebrachten Ideen diskutiert und ausgewertet werden. Im Dezember soll dann der Rahmenplan als Grundlage für den Wettbewerb stehen. Der Verein setzt sich dafür ein, dass dem Rahmenplan ein offizieller Ideenaufruf vorangestellt wird, und hat diesen bereits veröffentlicht. Auch sollen lokale Planungsbüros zu dem Realisierungswettbewerb hinzugezogen und die Ergebnisse ausgestellt werden.
Der Verein hofft nun auf eine große Beteiligung seitens der Anwohnerschaft. Wer sich beteiligen will, der kann am 11. Juni in den Jugendclub Skandal (19 Uhr) zum zweiten großen Treffen der Arbeitsgruppe Ostkreuz des Vereins kommen und mitdiskutieren. Eine Beteiligung würde sich nicht nur im Falle der Tram 21 lohnen, sagt Joost. Über den Gestaltungswettbewerb könne auch auf weitere Angelegenheiten Einfluss genommen werden, zum Beispiel eine Fahrradbrücke über die S-Bahn, den Umgang mit dem Erdhügel der ehemaligen Südkurve, die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen, die Verwendung der Mittel „Kunst am Bau“ oder die Umwandlung der leer stehenden Beamtenhäuser in ein Stadtteilzentrum. „Sich einmischen lohnt sich“, betont Joost. LUKAS DUBRO