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Archiv-Artikel

kurzkritik Verquerer Liebreiz

In Spiderman gibt es diesen wunderschönen traurigen Moment, wo wir Peter Parker hinter einer Schattenwand sehen, riesengroß. Und als der Vorhang aufgeht, bleibt nur ein Menschlein über, gewandet in Notdürftiges aus der Home-Schneiderei. Das Trio „Les Georges Leningrad“ aus Montréal hat auch hinreißend lächerliche Kostüme an. Alles ist ein bisschen neben der Spur. Was der Musik gut tut. Die Mischung aus Elektro-Punk, gelegentlichen Schraddelgitarren und einem mit einer abgestandenen Rhythmusmaschine konkurrierenden Schlagzeuger in Leopardenmuster-Leibwäsche erweist sich als Dokument schweißtreibender Fröhlichkeit. In den Spurrillen von Bands wie „Le Tigre“, „Erase Errata“ oder den „Yeah Yeah Yeahs!“ präsentieren Les Georges den Extremdisco-Sound des neuen Albums „Sur les traces de Black Eskimo“ – als käm’s directement von der kanadischen Ausgabe von „Verschwende deine Jugend“. Knistern ist nie filigran, sondern stets bedrohlich. Düstere Ironie und verstimmter Mummenschanz entwickeln die Sogwirkung eines beherzten Splatter-Streifens. Weil man sich dem verqueren Liebreiz der im türkisen Trash-Kleid wie aufgezogen herumhopsenden Poney P. kaum entziehen kann. Frankophon akzentuiert gurrt sie „Supa Dupa“. Da kann man nur zustimmen.

Tim Schomacker