MS Stubnitz ahoi!

Kulturschiff Liebe auf den ersten Blick: Schon nach dem ersten Gastspiel der MS Stubnitz denken Stadt und Besatzung über eine längere Liaison nach

■ Die MS Stubnitz lief 1964 als Stolz der DDR-Fischindustrie vom Stapel. Heute sind die drei ehemaligen Tiefkühlräume zu Veranstaltungsräumen umgebaut. Träger des Schiffes sind gemeinnützige, in Rostock gegründete Vereine. Das nautische Personal bis hin zum Kapitän arbeitet ehrenamtlich.

Das Wirtschaftsressort prüft, ob Bremen zum Heimathafen des Kulturschiffs „MS Stubnitz“ werden kann. Das sagte Wirtschafts-Staatsrat Heiner Heseler (SPD) gestern auf Anfrage der Grünen in der Bürgerschaft. Die Erfahrungen, die im April und Mai während des fünfwöchigen Bremen-Gastspiels der Stubnitz gemacht wurden, bewerte der Senat als „positiv“. Die Wirtschaftsförderung hatte das Projekt unterstützt, um die Überseestadt voranzubringen.

Mit dem Liegeplatz am Weserbahnhof kam der Stubnitz eine Scharnierfunktion zwischen Alt- und Überseestadt zu. Heseler kann sich auch das Andocken im Europahafen vorstellen, dafür müsste allerdings die dortige Marina erheblich ertüchtigt werden. Aus Heselers Sicht würde das fast 80 Meter lange und gut 13 Meter breite Schiff gut zu der in der Überseestadt angesiedelten Kreativwirtschaft passen.

Die MS Stubnitz, ein ehemaliges Kühlschiff der DDR-Fischereiflotte, bereist als maritim-mobiles Kulturzentrum regelmäßig internationale Hafenstädte und liegt etwa die Hälfte des Jahres in seinem Heimathafen – derzeit ist das Rostock. Dort ist die Stubnitz auch in die Denkmalliste eingetragen. Dem Sprecher der Stadtverwaltung, die die Stubnitz mit Projektmitteln unterstützt, sind etwaige Umzugspläne allerdings unbekannt. Auch Urs Blaser, der die Stubnitz seit 20 Jahren bereedert, möchte derzeit noch keine Heimathafen-Debatte führen. In der Tat sei man jedoch an einer „strukturellen Partnerschaft“ mit Bremen interessiert.

Das grundsätzliche Problem der Stubnitz besteht darin, dass sie als technisch-historisches Denkmal in die Ostsee gehört, zugleich aber eine einigermaßen metropolenartige Stadt als Austauschpartner benötigt. „In Bremen haben wir in kurzer Zeit sehr viele und erstaunlich tragfähige Beziehungen geknüpft“, sagt Blaser. Die hiesige Szene, insbesondere Schwankhalle und „Zucker“, aber auch das potenziell konkurrierende Veranstaltungsschiff „Treue“ ist mit den Stubnitzern offenbar schnell warm geworden. Aber warum war die Stubnitz, die schon oft in Hamburg gastierte, erst jetzt das erste Mal an der Weser? Das habe rein technische Gründe, sagt Blaser: Erst nach dem Neubau des Kais am Weserbahnhof habe es einen ausreichend großen und zentralen Anlegeplatz gegeben.

Weiter weseraufwärts kann das Schiff wegen der Brücken ohnehin nicht kommen. In Hamburg wiederum sei der Schritt zu einer „Qualitätsförderung“ zu groß, sagt Blaser – darunter versteht er eine Förderung von beispielsweise zehn Euro pro verkaufter Karte, die der Stubnitz ebenso wie anderen nicht-kommerziellen kleinen Veranstaltern die Durchführung ihrer Projekte ermöglichen würde. Der Wirtschafts-Staatsrat drückte sich etwas allgemeiner aus: „Wir prüfen, was sich finanziell darstellen lässt.“ HENNING BLEYL