: Grünes Gedrängel auf Liste im Südwesten
Die baden-württembergische Landesdelegiertenkonferenz der Grünen wählt Kandidaten für die Bundestagswahl
STUTTGART taz ■ Wenn der Bundestagswahlkampf-Manager der Grünen heute in eigener Sache antritt, fasst er sich kurz. Bundestagsabgeordneter Fritz Kuhn (49) kandidiert auf Platz zwei der baden-württembergischen Landesliste, über die die rund 200 Delegierten am Wochenende in Rottweil, Hochburg der alemannischen Fastnacht, abstimmen. Der realpolitische Vordenker der Partei im Südwesten, lobte im Vorfeld die eigene Politik, kritisierte die SPD moderat und sagte das, was alle prominenten grünen Wahlkämpfer derzeit laut sagen: „Wir können auch Opposition!“
Kuhn hat Grund zur Gelassenheit, sein Platz ist ihm sicher. Insgesamt wird im Südwesten mit einem zweistelligen Wahlergebnis und mindestens acht der derzeit neun Bundestagsmandate gerechnet, deren Inhaber alle erneut kandidieren.
Kuhns langjähriger interner Widerpart, der parteikritische Realstpolitiker und Haushaltsfachmann Oswald Metzger, wird sich deshalb schwer tun, einen der folgenden ungeraden Männerplätze zu erringen. Er ist in seinem Biberacher Wahlkreis umstritten, weil er bei den letzten Bundestagsnominierung die Kandidatur hinschmiss, als ihm ein vorderer Platz verwehrt wurde. Metzger, der Stimmen aus dem bürgerlichen Lager abschöpfen möchte, empfiehlt sich als „ökolibertär“.
Auf Platz vier und sechs drängen auch der Emmendinger Bundestagsabgeordnete Alexander Bonde und sein Tübinger Kollege Winne Hermann, der den linken Parteiflügel repräsentiert. Auch wenn ein Linksruck, der Grüne und SPD derzeit andernorts erfasst hat, in Baden-Württemberg nicht wirklich zu erwarten ist, genießt Hermann seit vielen Jahren die Sympathien der Basis.
Im Vorfeld hatten die baden-württembergischen Grünen öffentlichen Richtungsstreit und Postengerangel weitgehend vermieden. Allerdings wollen gleich vier Frauen Spitzenkandidatin werden. Gegen die parlamentarische Staatssekretärin im Berliner Entwicklungsministerium, Uschi Eid, tritt auch die lang gediente Grüne Biggi Bender an, die sich außer als Sozialpolitikerin auch als sportlicher Typ und Rotweinkennerin empfiehlt.
Für die Parteilinke geht die Landsvorsitzende Sylvia Kotting-Uhl ins Rennen. Kerstin Andreae (36) aus Freiburg. sieht sich als Vertreterin der „Sandwich-Generation“, die eine Verjüngung und damit Erneuerung der grünen Partei anstrebt.
Zwei Prominente fehlen auf der Liste. Der einstige Hoffnungsträger der Grünen Jugend, Cem Özdemir, sitzt im Europaparlament. Zugpferd Rezzo Schlauch zieht sich aus der Politik zurück. Er habe, sagte der Jurist, „auch noch einen richtigen Beruf erlernt“. HEIDE PLATEN