brief des tages
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Mit großem Plus durch die Krise

„Gewinnsprung bei RWE“, taz vom 12. 8. 22

Angesichts rasant gestiegener Preise, Zinsen, Rubel-, Dollar- und Aktienkurse stellt sich für mich die Frage, wer eigentlich noch ein Interesse hat, den schrecklichen Ukrainekrieg zu beenden. Obwohl es eine tatsächliche Verknappung noch gar nicht gegeben hat, haben sich etliche Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise international vervielfacht. Banken und Spekulanten reiben sich die Hände. Aber es sind beileibe nicht nur Putin, die russische Rüstungsindustrie und Oligarchen, deren Einnahmen massiv gestiegen sind. Auch im Westen sind Aktienkurse und Einnahmen der Mineralölindustrie, der Rüs­tungs­indus­trie, der Energiewirtschaft, der Fracking­branche, der Nahrungsmittelindustrie et cetera in die Höhe geschossen. Die Ukraine bekommt bislang nie gekannte, zig Milliarden schwere Unterstützungen. Nationalisten auf beiden Seiten sehen sich im Aufwind und haben ihre angedeuteten Kom­pro­miss­angebote aufgegeben. Die nicht einfache Diplomatie, die immer notwendig war, um Kriege zu beenden, ist nicht erkennbar, und alle Seiten sprechen vom Sieg als Kriegsziel, obwohl es in Kriegen keinen Sieger gibt.

Kurt Lennartz, Aachen