SPRINGER SHOPPT, „STERN“ SPART, „HORIZONT“ VERSTEHT FRAUEN
: Die Frau, die beim NDR Tiffy Flunder war

Pssssst! Ich bin’s, Floris Flunder. Hab mich eingeschlichen. Beim NDR. Ich hab lieber nicht gesagt, wer ich bin, sonst hätten die mich womöglich gleich wieder vor die Tür gesetzt.

Ich hab einfach gesagt, ich sei Silke Burmester, die mit dem Helm. Die schieben hier echt Paranoia. Jeder Name wird überprüft, jede Schreibtischauflage umgedreht, aus Angst, ich könnte drunterhocken. Sogar der Buhrow musste, als er letzte Woche ins Studio wollte, die Hose runterlassen, um sicherzugehen, dass ich nicht unter falschem Namen die „Tagesthemen“ moderiere.

Was glauben die denn, wer ich bin? Ich habe zwar laut Süddeutscher Zeitung dafür gesorgt, dass der Uwe Steimle rausfliegt, nachdem er mein „Polizeiruf“-Drehbuch als „unzumutbar“ bezeichnet hat. Aber Nachrichten, wie die, dass die Bundeswehr in Afghanistan Leute bombardieren lässt und dann weiterhin behauptet, sie seien zum Brunnenbauen im Land, so was Perfides fällt nicht einmal mir ein.

Obschon … auf jeden Fall bin ich sehr froh, dass Mathias Döpfner nicht länger traurig ist, dass er in letzter Zeit so viele Leute vor die Tür gesetzt hat, und ordentlich expandiert. Der hat in Norwegen 19,3 Prozent des Online-Stellenportals „Stepstone“ erworben, womit das jetzt zu 52,27 Prozent Axel Springer gehört. Ich finde das auch nett, in Bezug auf die ganzen Entlassenen, denen er so gesehen ja eine Chance gibt, jetzt schnell was Neues zu finden.

Für mich ist das auch gut, ich werde da gleich mal schauen, ob die was frei haben, beim norwegischen Staatsfernsehen. Ich bin da sehr flexibel. Ich könnte auch mehrere Posten gleichzeitig bekleiden. Mir geht’s ja quasi so wie Willy Brandt. Der musste auch nach Norwegen gehen, weil er in Deutschland keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen hatte.

Aber so Männer fallen eh immer auf die Füße. Kriegen auch schon wieder eine neue Zeitschrift. Nach Beef und Business Punk wurde ein weiterer Auswurf aus der Gruner + Jahr-Testosteronecke angekündigt: Gala Men für „gut betuchte Familienväter mit Interesse an Mode und Beauty“. Also eigentlich für Schwule. Na ja, dafür müssen die Gäste des Stern-Sommerfestes dieses Jahr ihr Essen selbst mitbringen. „Her damit!“ statt „Take away“.

Apropos Geben und Nehmen – viele Frauen haben mir ja viel zu verdanken. Die Furtwängler zum Beispiel. Ihre Exzentrik hätte sich das „Tatort“-Team ja niemals bieten lassen, wenn ich nicht meine Schwingen über ihr ausgebreitet hätte. Ich bin also so eine Art Frauenförderin. Von daher finde ich es auch ganz groß, wenn ich jetzt zum Relaunch des Wirtschaftsmagazins Horizont lese: „Frauen mögen es lieber aufgeräumt, klar und eleganter.“ Das hat der Chefredakteur Volker Schütz gesagt. Und dadurch zugegeben, dass, wenn man als Zeitschriftenmacher was werden oder bleiben will, man sich nach den Frauen richten muss. Den Bestimmerinnen von morgen.

Hach, das ist fein! So viel Macht für uns Frauen! Zumindest für die anderen. Ich hab’s mir ja etwas versaut. War wohl einfach zu gierig. Oder zu high von der Macht. Schade eigentlich, es hätte noch so schön werden können. Ich hätte den Ehrgeizling Thomas Schreiber vertreiben können, den Lutz Marmor, und fortan alle NDR-Drehbücher selbst geschrieben. Meinen Rentenstatus hätte man auf den Sankt-Nimmerleins-Tag aufgeschoben, damit ich noch in der ARD den Vorsitz hätte führen können … oh, verdammt, sie kommen, ich muss mich verstecken. Zum Glück bin ich hier in der Sesamstraßen-Abteilung.

Ich glaub, ich nehm das Tiffy-Kostüm.

Hinweis:DIE KRIEGSREPORTERINSILKE BURMESTERberichtet jeden Mittwoch von der MEDIENFRONT. Anonyme Hinweise? kriegsreporterin@taz.de