das wetter:
Kollegin
Jahrelang dachte Leonie Legewein, dass der Mann, der nie erschien, Kommkleisch hieß. „Laber nicht, arbeite!“, sagte ihre Chefin dann, wenn Leonie sie auf den Mann, der nie erschien, ansprach. Aber was sollte sie denn machen? Leonie wurde von niemandem beachtet, erst recht nicht von dem Kellner im Café, der immerzu den Namen des Mannes, der nie erschien, rief: „Kommkleisch!“ Aber Kommkleisch kam nie. Und so hatte Leonie viel Zeit, mit knurrendem Magen das Werk eines Iren zu studieren, der immerzu gewartet haben musste. Sein Buch hätte sie gern dem Herrn Kommkleisch gezeigt, um ihm darzulegen, wie es zuging im Leben beim Warten. Da könnte er noch viel lernen, der Kommkleisch. Und Leonie fühlte sich, so durstig, wie sie dasaß, ihm immer enger verbunden, längst war sie nicht nur seine Kollegin, sie selbst war Kommkleisch geworden.
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