: „Wir sind mit Platz 17 zufrieden“
Die Kieler Beach-Volleyballerin Sara Goller hat ein erklärtes Ziel: Die olympischen Spiele in Peking 2008. Bei der Weltmeisterschaft in Berlin hat sie mit ihrer Team-Partnerin Laura Ludwig zwei Siege gefeiert – mehr als erhofft
Interview vonHendrik Ternieden
Sara Goller (22) bildet mit ihrer Partnerin Laura Ludwig (19) das jüngste deutsche Beachvolleyball-Nationalteam. Wenn sie nicht gerade im Sand wühlt, studiert sie in Kiel Neuere Deutsche Literatur- und Medienwissenschaften. Die Weltmeisterschaft in Berlin, bei der sie Platz 17 erreichte, wäre beinahe an der Auseinandersetzung zwischen Spielern und dem Weltverband FIVB gescheitert. Erst nachdem die Spieler ihre WM für fast zwei Stunden bestreikten, gab der Weltverband nach und sicherte die Bildung einer Spielergewerkschaft zu.
taz: Ihre erste WM, zudem in Deutschland, wäre beinahe geplatzt. Wie haben sie den Streik der SpielerInnen erlebt?
Sara Goller: Das war sehr aufregend für uns. Vor allem, weil wir die ganze Vorgeschichte kaum mitbekommen haben. Wir sollten um 12 Uhr spielen, und dann sind auf einmal alle gegangen. Wir haben uns angeguckt und gefragt: Was machen wir jetzt? Dann sind wir auch vom Platz gegangen und haben uns draußen von den anderen Spielern erklären lassen, was eigentlich los ist.
Die haben hoch gepokert, schließlich hat FIVB-Präsident Ruben Acosta mit Ausschluss von der World-Tour und den Olympischen Spielen gedroht …
Ja, der wollte Druck machen damit einige Teams Angst kriegen und einknicken. Aber dann haben sich alle Teams solidarisiert und gesagt: „Wird nur ein Team gesperrt, treten alle anderen nicht an.“ Da hatte Herr Acosta natürlich ein großes Problem.
War es vor diesem Hintergrund noch möglich, sich aufs Sportliche zu konzentrieren?
Das Warten war natürlich doof – wir wussten ja gar nicht, wann und ob wir überhaupt spielen werden. Aber es ging dann eigentlich, der Grund für unsere Niederlage war es jedenfalls nicht.
Sind Sie denn mit Ihrem Abschneiden zufrieden?
Ja, wir sind mit Platz 17 sehr zufrieden. Wir sind hier hin gefahren und wären schon froh gewesen, nur ein Spiel zu gewinnen.
Und dann sind es doch zwei geworden – gegen Bulgarien und gegen Frankreich. Waren Sie besonders nervös vor so großer Kulisse und vielen Kameras für Deutschland zu spielen?
Nicht nur wegen der Kameras. Es war unser erstes internationales Turnier überhaupt, und dann gleich eine WM, was eigentlich ein bisschen unglücklich ist. Normalerweise muss man erstmal auf anderen Turnieren den Respekt ablegen. Aber auf dem Center-Court, wo wir drei von vier Spielen hatten, vor so einer Kulisse zu spielen – das war Wahnsinn. Und es macht Hoffnung auf mehr. Auf das, was noch kommen soll.
… nämlich die Olympischen Spiele 2008 in Peking, für die Sie zusammen mit Luara Ludwig als große Hoffnung gelten.
Genau, Olympia in Peking ist unser erklärtes Ziel. Da werden wir in den nächsten Jahren drauf hinarbeiten. Aber es bleibt natürlich abzuwarten, wo wir in zwei, drei Jahren stehen. Da kann sehr viel passieren. Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass wir ein Masters-Turnier gewinnen, hätte ich ihm den Vogel gezeigt.
Wie haben Sie die Zeit nach dem Ausscheiden in Berlin genutzt?
Wir haben uns Spiele angeguckt, die anderen deutschen Teams angefeuert. Wir sind einfach über das Gelände geschlendert, mit unseren Familien, und haben einen auf Tourist gemacht.
Viele nationale Spitzenspieler kommen aus Kiel, Ihrem Wohnort. Wird Kiel zu einem Beach-Volleyball-Mekka?
Die Bedingungen sind dort einfach gut. In der Nähe ist eine Halle, die wir zum Training im Winter nutzen können. Da die Strukturen im Beachvolleyball immer noch nicht so gewachsen sind wie beim Hallenvolleyball, ist es schwer, gute Standorte zu finden.
Ihr Trainer kommt aus Hamburg, dort sollen am Olympiastützpunkt neue Felder und eine große Halle entstehen …
Das wird allerdings seit zwei Jahren gesagt. Ich glaube das erst, wenn die auch wirklich steht. Dann sehen wir weiter.
Trainieren Sie auch mit anderen Teams?
Ja, öfter. Wir trainieren dann zu viert oder sechst. Mal mit Stephi Pohl und Okka Rau, mal mit Geeske Banck oder Ana Schanze. Wir telefonieren dann einfach nach dem Motto: „Hallo, was machst du heute? – Ich trainiere dann und dann.“ Und dann verabreden wir uns.