: Regierung droht Pleite bei Opel
AUTOKONZERNE Die Opel-Konzernmutter General Motors will offenbar nicht mehr an den Zulieferer Magna verkaufen. Den haben Bund, Länder und Betriebsrat bislang favorisiert
VON KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
Der deutsche „Freundeskreis Magna“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesaußenminister und Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) und dem Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz (IG Metall) im Vereinsvorstand steht vor der Auflösung. Denn wie am Dienstag am Rande einer Sitzung des Verwaltungsrates von General Motors (GM) in Detroit, USA, zu hören war, ist der kanadisch-österreichische Autoteilebauer Magna für das oberste Entscheidungsgremium von GM so gut wie kein ernst zu nehmender Kandidat mehr für die Übernahme von Opel.
Eher noch komme der belgische Investor RHJI – ein Tochterunternehmen der US-Kapitalgesellschaft Ripplewood – zum Zuge als Magna, so die unmissverständliche Botschaft aus den Staaten an die deutsche Phalanx aus Landes- und Bundespolitikern, Betriebsräten und Gewerkschaftern, die ausschließlich auf Magna gesetzt haben. Für sehr viel wahrscheinlicher halten es Branchenkenner auch in Deutschland allerdings, dass GM Opel gar nicht mehr verkaufen werde – weder an Magna noch an RHJI –, sondern im Konzern behalten wolle. Für eine andere Entscheidung nämlich gebe es „kaum noch Spielraum“, so etwa Klaus-J. Schmidt vom Arbeitskreis Automotive, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken „Automobilproduktion“ lehrt. Bei Opel in Rüsselsheim nämlich würden längst auch Fahrzeuge von GM für den US-Markt entwickelt, so Schmidt. So sei GM nur deshalb „erholt aus der Krise herausgekommen“, weil der Konzern kleinere und umweltschonendere Autos produziert und dann auch gut verkauft habe – und genau für deren Konzeption stehe Opel in Europa. Ohne Opel hätte GM zudem keinen direkten Zugang mehr zum europäischen Automarkt. Eine Milliarde Euro hatte GM zuletzt noch in Rüsselsheim für den Bau der modernsten und effizientesten Autofabrik der Welt investiert. Und das Technische Entwicklungszentrum dort arbeitet längst für den gesamten Konzern.
Indiz dafür, dass GM Opel wohl behalten will, ist auch die Mobilisierung der Länder mit Opel-Standorten in Europa, die bei dem Konzept von Magna am stärksten von der avisierten Entlassung von fast 10.000 Beschäftigten europaweit betroffen wären – und das sind fast alle außer Deutschland. GM will sie im Fall der Erhaltung des Status quo mit zur Kasse bitten, weil Deutschland dann nichts zahlen und auch keine Bürgschaften gewähren will. Bleibt Opel tatsächlich bei GM, stehen Merkel und Steinmeier vor dem Scherbenhaufen ihrer einseitig ausgerichteten Verhandlungsstrategie. Das letzte Wort hat allerdings die Opel-Treuhand, in der Bund, Länder und GM, respektive die US-Regierung, sitzen.