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meinungsstark

Die kleine Wasserkraft

„Fließgewässer nutzen“, taz vom 5. 7. 22

Viel zu oft werden pauschale politische Entscheidungen getroffen, die keinen Platz für Details lassen. Das ist weltfremd und schadet nicht nur der Sache, sondern untergräbt das Vertrauen in die Politik und die Demokratie. Hierfür steht die Beendigung der Einspeisevergütung für bestehende kleine Wasserkraftwerke. Beweggründe und Einzelschicksale interessieren nicht. Es gibt zahlreiche solcher Regelungen, die häufig Menschen unvorbereitet treffen und für einzelne existenzbedrohende Folgen haben können. Wenn die Demokratie bewahrt werden soll, benötigen wir dringend eine Kultur der fortwährenden Nachbesserung sowie Entscheidungsspielräume und Differenzierung. Eine Politik, die die Menschen mitnimmt, muss Gestaltungsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen schaffen, die dem Einzelnen gerecht werden. Die Betreiber kleiner Wasserkraftwerke leisten sehr häufig viel zum Erhalt unseres kulturellen Erbes sowie für Natur- und Umweltschutz, ihre Anlagen verdienen Bestandsschutz.

Karin Reich, Biberach

Für ein paar Euro mehr

„Abgehoben auf Sylt“, taz vom 10. 7. 22

Es ist unverständlich, dass der Bundesfinanzminister Lindner keine Punks zu seiner Hochzeit auf Sylt eingeladen hat, die doch mit dem 9-Euro-Ticket ganz preiswert hätten hinfahren können. Die anderen Gäste sind ja wohl hingeflogen, sicher für ein paar Euro mehr, aber natürlich immer noch sehr preiswert wegen des nicht besteuerten Kerosins. Außerdem spart ja Herr Lindner seit Jahren die Kirchensteuer und bekommt trotzdem seine kirchliche Trauung – ein genialer Finanztrick. Vermutlich hat auf der Hochzeit aber der sonst zum Gelingen nötige Kaviar und Krimsekt gefehlt. Pech für den Finanzminister. Johannes Hustert, Freising

Kernkraft-Dauerschleife

„ ‚Scheindebatte‘ auf Wiedervorlage“, taz vom 12. 7. 22

Es ist schon bemerkenswert, wie FDP und CDU/CSU versuchen, die Debatte über Kernkraft wieder anzufachen. Dabei wird vollkommen außer Acht gelassen, dass Deutschland von russischen Kernbrennstoffen noch stärker abhängig ist als von russischem Gas und Öl. Nicht umsonst wurde spaltbares Material von den Sanktionen gegen Russland ausgenommen. Ein Weiterbetrieb unserer verbliebenen Kernkraftwerke würde unsere Abhängigkeit von Russland auch auf dem ­Gebiet der Kernenergie fortsetzen. Bernd Willenberg, Bergisch Gladbach

Brutal und selbstverliebt

„Das Schweinsbraten-Syndrom“, taz vom 6. 7. 22

Es ist doch ultimativ spießig und verbohrt, wie sich die Babyboomer (zu denen ich gehöre, 60 Jahre alt) an die Idee vom Tier als Ware klammern und geklammert haben. Diese Idee ist so brutal und selbstverliebt – sie hätte längst begraben gehört. Kein Individuum ist eine Ware. Als Mensch und als diplomierte Psychologin stelle ich fest: Gesundes Mitgefühl endet nicht an Speziesgrenzen. Es ist – als Ursache hinter den Ursachen – unser Artegoismus, der die Erde killt. Wachs­tums­idee/Kapitalismus und Anthropozentrismus: Diese beiden Paradigmen müssen überwunden werden, damit es doch noch gut werden kann. Ute Esselmann, Bielefeld

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