: Razzien und Verbote
ERMITTLUNGEN Von Erpressung bis Mord
BERLIN taz | Der Staat macht Ernst gegen die Motorradrocker: Kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein Ableger der Hells Angels oder der Bandidos durchsucht oder gleich ganz dichtgemacht wird. Zuletzt hatte der Berliner Innensenator die „Hells Angels Berlin City“ verboten (siehe links). Nach Angaben des Bundesinnenministeriums war es das 13. Verbot einer Filiale eines Motorradrockerclubs in Deutschland – allein 4 davon fanden im Jahr 2012 statt.
Es wird also deutlich ungemütlicher für die Rockergangs. Das zeigt auch die seit 2005 kontinuierlich angestiegene Zahl der „OK-Verfahren“ der Ermittler gegen die Clubs, wobei OK für Organisierte Kriminalität steht. Die Vorwürfe waren dabei immer wieder dieselben: Erpressung, Drogendeals, Waffenhandel und „Kriminalität im Zusammenhang mit dem Nachtleben“.
Eines der spannendsten Verfahren gegen die „Outlaw Motorcycle Gangs“, wie die Rockergangs auch genannt werden, läuft derzeit vor dem Landgericht Kiel. Je nach Ausgang droht ein bundesweites Verbot. Dort hat ein möglicher Kronzeuge gegen die Hells Angels über die angeblichen Hintergründe eines Mordes ausgepackt. Der Ex-Rocker behauptet, Frank Hanebuth, Deutschlands bekanntester Motorradrocker und Chef der Hells Angels in Hannover, habe grünes Licht für die Ermordung eines seit zwei Jahren vermissten Türken in Kiel gegeben – so sei es auf einer Weihnachtsfeier der Hells Angels erzählt worden.
Seit zwei Wochen sucht die Polizei nach der angeblich in einer Lagerhalle einbetonierten Leiche. Im Rahmen einer großangelegten Razzia wurde auch das Anwesen von Rocker-Chef Hanebuth durchsucht. Der bestreitet den Mordvorwurf entschieden. Der Belastungszeuge lüge, sagt sein Anwalt. WOS