Ein Stoiber für die weite Welt

Edmund Stoiber will angeblich Außenminister werden – und bringt damit Schwung in das Rätselraten um die Besetzung eines möglichen schwarz-gelben Kabinetts. Die bayerische Staatskanzlei will von einem Weggang des Chefs noch nichts wissen

AUS MÜNCHENJÖRG SCHALLENBERG

Geht er? Bleibt er? Es ist in diesen Tagen eine der meistdiskutierten Fragen zwischen Berlin und München, welchen Posten Edmund Stoiber im Falle eines CDU/CSU-Wahlsiegs bei den zu erwartenden Neuwahlen bekleiden wird. Die Bild am Sonntag will nun aus Kreisen der Unionsspitze erfahren haben, was der bislang heftig zaudernde bayerische Ministerpräsident tatsächlich will: Außenminister werden.

Stoiber soll laut BamS der designierten CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel fest zugesagt haben, in eine von ihr geführte Bundesregierung zu wechseln. Bislang lautete die gängigste Spekulation, dass der bayerische Ministerpräsident das Amt eines Superministers für Wirtschaft und Finanzen übernehmen werde. Allerdings war aus Stoibers Umgebung auch immer wieder zu hören, dass der extrem auf seinen Ruf bedachte Ministerpräsident fürchte, in diesem Amt angesichts leerer Kassen und unpopulärer Maßnahmen zum Buhmann der Nation zu werden.

Auf dem Posten des in der Heimat zumeist sehr geschätzten Außenministers steht das nicht zu befürchten. Etwas weniger Einfluss auf Stoibers Entscheidung dürfte hingegen seine Ehefrau Karin haben, die sich in der BamS prominent über Gerüchte empören durfte, nach denen sie ihren geliebten Edmund daran hindern würde, München zu verlassen. Offiziell, so berichtete die Zeitung weiter, halte sich der bayerische Ministerpräsident die Entscheidung offen, um eine vorzeitige Nachfolgedebatte in Bayern zu vermeiden.

Genau die ihm steht ihm jetzt aber bevor. Als mögliche Thronfolger in Bayern stehen Staatskanzleichef Erwin Huber und der bayerische Innenminister Günther Beckstein bereit – falls Beckstein im Falle eines Union-Wahlsieges nicht als Nachfolger von Otto Schily nach Berlin wechselt. Doch da könnte ihm jetzt ausgerechnet sein Chef in die Quere kommen. Sollte eine schwarz-gelbe Koalition zustande kommen und Stoiber tatsächlich als Außenminister um die Welt fliegen, dann würde die FDP in Form von Guido Westerwelle wohl Ansprüche auf das Amt des Innenministers anmelden.

Aus der bayerischen Staatskanzlei gab es zu den neuen Gerüchten nur das übliche Dementi zu hören. Ein Sprecher verkündete, dass „jetzt nicht zur Entscheidung steht“, wo Stoiber im Falle eines Wahlsiegs weiterregiert. Auch die weiteren Punkten des BamS-Berichts wollte in München niemand bestätigen. Demnach soll die CSU in einer neuen Regierung vier Ministerämter fordern. Dabei sollen der bayerische Kultusminister Thomas Goppel als Umweltminister und der Sozialexperte Horst Seehofer als Arbeitsminister im Gespräch sein. Stoiber selbst wolle auch als Außenminister CSU-Vorsitzender bleiben. Als Finanzminister wäre nach Stoibers Verzicht hingegen ein alter Bekannter wahrscheinlich erste Wahl: der einst von Angela Merkel bös geschasste Friedrich Merz.