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Archiv-Artikel

Iraner haben die Gefahr gewählt KOMMENTAR VON BAHMAN NIRUMAND

Mit dem Sieg von Mahmud Ahmedinedschad besitzen die Radikalen im Iran jetzt das vollständige Machtmonopol. Der frisch gewählte Staatspräsident hat keinen Hehl aus seinen Überzeugungen gemacht. Er vertritt den Teil der iranischen Gesellschaft, der noch von der Ideologie des Islamismus überzeugt ist. „Wir haben nicht die Revolution gemacht, um Demokratie aufzubauen“, sagte er einmal. „Was wir wollen, ist ein islamischer Staat.“ Die innenpolitische Konsequenz: All die geringen Freiräume, die Frauen, Jugendliche, Journalisten, Künstler und Schriftsteller in den vergangenen Jahren erobert haben, sind in Gefahr.

Auch außenpolitisch wird die Lage höchst problematisch werden. Ahmedinedschad will das umstrittene Atomprogramm unter allen Umständen fortsetzen. Sicher ist auch, dass er im Nahen Osten, im Irak und in Afghanistan den nicht zu unterschätzenden Einfluss der Radikalen gegen die Interessen der USA geltend machen wird.

Wie werden die USA auf die neue Lage im Iran reagieren? In den vergangenen Wochen konnte man aus dem Weißen Haus erstaunlich versöhnliche Töne vernehmen. Der Favorit, Haschemi Rafsandschani, hatte bereits die Fühler nach Washington ausgestreckt. Die Normalisierung der Beziehungen zu den USA gehörte zu den wichtigsten Punkten seines Wahlprogramms. Daraus ist nichts geworden. Jetzt werden die Hardliner in Washington wohl wieder die Kriegspläne aus der Schublade holen. Sollte es aber unter den Strategen auch welche geben, die eine vernünftige Lösung einer Kreuzzugsideologie vorziehen, werden sie darauf hinweisen, dass ein Krieg gegen den Iran nun noch gefährlicher geworden ist.

Es hat sich herausgestellt, dass die Radikalen immer noch in der Lage sind, mehr als 17 Millionen Wähler für sich zu mobilisieren. Das sind zu einem nicht geringen Teil „Gotteskrieger“, die Gewehr bei Fuß stehen. Für die USA würde der Einmarsch in den Iran zu einem Gang in die Hölle werden. In der gesamten Region würde ein Chaos ausbrechen. Aber auch Wirtschaftssanktionen würden nicht den trotzigen Islamisten schaden, sondern jenen Kräften, die nach Reformen und Demokratie streben. Und das ist die überwiegende Mehrheit des iranischen Volkes.